Rürup-Rente

Die gesetzliche Rentenversicherung allein reicht in vielen Fällen nicht mehr aus, um den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern – das gilt besonders für Selbstständige, Freiberufler und gut verdienende Angestellte, die keine oder nur eingeschränkte Ansprüche an die gesetzliche Rente haben. In solchen Fällen bietet die Rürup-Rente, auch Basisrente genannt, eine staatlich geförderte Möglichkeit, für das Alter vorzusorgen – mit attraktiven Steuervorteilen während der Ansparphase und lebenslanger Rentenzahlung ab dem Rentenbeginn.

Doch was genau ist die Rürup-Rente? Wer profitiert davon? Und worauf solltest du bei Vertragsabschluss achten? In diesem umfassenden Ratgeber klären wir die wichtigsten Fragen rund um die Rürup-Rente – transparent, praxisnah und rechtssicher.


Was ist die Rürup-Rente?

Die Rürup-Rente wurde im Jahr 2005 eingeführt und nach dem Ökonomen Bert Rürup benannt. Sie gehört zur „ersten Schicht“ der Altersvorsorge (Basisversorgung) – wie auch die gesetzliche Rentenversicherung oder die berufsständischen Versorgungswerke.

Anders als Riester-Rente oder betriebliche Altersvorsorge richtet sich die Rürup-Rente primär an Menschen, die nicht rentenversicherungspflichtig sind oder ihre Vorsorge steuerlich effizient optimieren möchten.


Ziel der Rürup-Rente:

  • Aufbau einer zusätzlichen Altersvorsorge mit staatlicher Unterstützung
  • Steuerliche Entlastung in der Einzahlungsphase (vor allem bei hohem Einkommen)
  • Lebenslange, nicht kapitalisierbare Rentenzahlung im Alter

Für wen ist die Rürup-Rente besonders geeignet?

Die Rürup-Rente ist nicht für jeden sinnvoll, aber für bestimmte Berufs- und Einkommensgruppen hochattraktiv:


✅ Selbstständige & Freiberufler

Diese Gruppe ist oft nicht gesetzlich rentenversichert und hat keinen Anspruch auf Riester-Förderung oder betriebliche Altersvorsorge. Die Rürup-Rente ist häufig die einzige steuerlich geförderte Form der Altersvorsorge.


✅ Gutverdiener & Besserverdienende Angestellte

Wer ein hohes zu versteuerndes Einkommen hat, kann mit der Rürup-Rente gezielt Steuern sparen. Vor allem, wenn andere Vorsorgeprodukte bereits ausgeschöpft sind.


✅ Beamte & Akademiker

Personen mit hohen Pensionsansprüchen können über die Rürup-Rente zusätzliche steueroptimierte Altersvorsorge betreiben – vor allem, wenn sie privat krankenversichert sind und steuerliche Spielräume nutzen möchten.


✅ Menschen kurz vor der Rente

Selbst in den letzten 10–15 Berufsjahren kann eine Rürup-Rente gezielt für Steuervorteile und Rentenoptimierung genutzt werden – z. B. durch Einmalbeiträge.


Wie funktioniert die Rürup-Rente?

Die Rürup-Rente funktioniert ähnlich wie eine private Rentenversicherung, folgt aber strengen gesetzlichen Vorgaben:

  • Beiträge werden individuell festgelegt (monatlich oder als Einmalzahlung)
  • Kapital wird bis zum Rentenbeginn angespart
  • Auszahlung erfolgt ausschließlich als lebenslange Rente
  • Kapitalwahlrecht oder vorzeitige Kündigung sind nicht möglich
  • Die Rente ist nicht vererbbar, nicht übertragbar und nicht beleihbar

Das angesparte Kapital ist Hartz-IV-sicher und wird im Pflege- oder Sozialhilfefall nicht angerechnet – ein klarer Vorteil gegenüber anderen Sparformen.


Die wichtigsten Merkmale im Überblick

MerkmalRürup-Rente
ZielgruppeSelbstständige, Freiberufler, Gutverdiener
FörderungSteuervorteile (Sonderausgabenabzug)
Beitragsfreiheitfrei wählbar, auch Einmalbeiträge möglich
Kapitalwahlnicht möglich (nur Rentenauszahlung)
Kündigungausgeschlossen (nur beitragsfrei stellbar)
Vererbbarkeitnur über spezielle Hinterbliebenenoptionen
Pfändungsschutzhoch (nicht verwertbares Altersvermögen)

Steuerliche Vorteile der Rürup-Rente

Die große Stärke der Rürup-Rente liegt in ihrer steuerlichen Förderung während der Einzahlungsphase. Die Beiträge gelten als Sonderausgaben und können jährlich bis zu einem Höchstbetrag geltend gemacht werden – auch bei freiwilligen oder Einmalzahlungen.


Höchstbetrag 2025

Für das Jahr 2025 gelten folgende Höchstbeträge:

  • Alleinstehende: bis zu 27.566 € steuerlich absetzbar
  • Verheiratete (Zusammenveranlagung): bis zu 55.132 €

Dabei gilt: 100 % der Beiträge sind steuerlich absetzbar (seit 2023 vollständig absetzbar durch § 10 Abs. 3 EStG).

Beispiel:
Ein selbstständiger Architekt zahlt 15.000 € in seine Rürup-Rente ein.
→ Diese Summe kann vollständig als Sonderausgaben in der Einkommensteuererklärung angesetzt werden.
→ Je nach Steuersatz ergibt sich eine Steuerersparnis von mehreren Tausend Euro.


Sonderfall: Einmalzahlung bei hohen Einnahmen

Wer z. B. durch Unternehmensverkauf, Abfindung oder Erbschaft ein hohes Einkommen hat, kann mit einer einmaligen Rürup-Zahlung die Steuerlast deutlich senken – und gleichzeitig eine lebenslange Altersvorsorge aufbauen.


Besteuerung in der Auszahlungsphase

Im Gegensatz zur steuerfreien Einzahlungsphase unterliegt die spätere Rente der nachgelagerten Besteuerung. Das bedeutet: Die Rentenzahlungen im Alter müssen zu einem bestimmten Prozentsatz versteuert werden – der sogenannte Besteuerungsanteil.

Stand 2025:

  • 85 % der Rente sind steuerpflichtig (bei Rentenbeginn 2025)
  • Der steuerpflichtige Anteil steigt jährlich um 1 %
  • Ab 2040 sind 100 % der Rente steuerpflichtig

Der nicht steuerpflichtige Teil bleibt als sogenannter steuerfreier Teilbetrag lebenslang konstant.

Beispiel:
Ein Rentner erhält ab 2025 eine Rürup-Rente von 1.200 €/Monat.
→ 85 % = 1.020 € gelten als steuerpflichtiges Einkommen
→ Der verbleibende Anteil bleibt steuerfrei


Vor- und Nachteile der Rürup-Rente

✅ Vorteile

  • Hohe Steuerersparnis in der Einzahlungsphase – ideal für Selbstständige und Gutverdiener
  • Flexible Beitragsgestaltung – monatlich, jährlich oder als Einmalzahlung
  • Hartz-IV-sicher – Kapital ist vor Zugriff geschützt
  • Pfändungsschutz – Altersvorsorgevermögen ist insolvenzfest
  • Lebenslange garantierte Rente – Schutz vor Langlebigkeitsrisiko
  • Verträge auch ohne Gesundheitsprüfung möglich

❌ Nachteile

  • Keine Kapitalauszahlung möglich – nur lebenslange Rente
  • Vererbung nur über Zusatzvereinbarungen (z. B. Hinterbliebenenschutz bei Tod während der Ansparphase)
  • Keine Kündigung möglich – nur beitragsfreie Stellung
  • Spätere Rente ist steuerpflichtig
  • Krankenversicherungsbeiträge bei gesetzlich Versicherten möglich
  • Eingeschränkte Flexibilität bei Vertragsgestaltung

Klassisch oder fondsgebunden – welche Variante wählen?

Wie bei anderen privaten Rentenversicherungen kannst du auch bei der Rürup-Rente zwischen:


Klassischer Rürup-Rente

  • Garantierter Rentenfaktor
  • konservative Kapitalanlage (z. B. festverzinslich)
  • hohe Sicherheit, geringe Rendite

Geeignet für sicherheitsorientierte Vorsorgesparer mit Fokus auf stabile Rentenleistungen.


Fondsgebundene Rürup-Rente

  • Teilweise oder vollständige Anlage in Aktien-, Misch- oder ETF-Fonds
  • höhere Renditechancen – aber auch Wertschwankungen
  • oft ohne Beitragsgarantie, aber mit Ablaufmanagement

Ideal für jüngere oder renditeorientierte Vorsorger mit längerem Zeithorizont.


Tipp: Viele Anbieter bieten hybride Modelle an, bei denen ein Teil klassisch und ein Teil fondsgebunden angelegt wird – für eine ausgewogene Mischung aus Sicherheit und Ertrag.


Hinterbliebenenschutz bei der Rürup-Rente

Die Rürup-Rente ist grundsätzlich nicht vererbbar – das heißt: Verstirbt der Versicherte nach Rentenbeginn, verfällt das verbleibende Kapital. Um diesen Nachteil auszugleichen, bieten viele Versicherer optionale Zusatzbausteine an, die gezielt für den Hinterbliebenenschutz sorgen.


Optionen für Hinterbliebene

  1. Hinterbliebenenrente
    – zahlt im Todesfall eine lebenslange Rente an Ehepartner oder eingetragene Lebenspartner
  2. Waisenrente
    – begrenzte Rente an Kinder (meist bis max. 25 Jahre)
  3. Beitragsrückgewähr bei Tod in der Ansparphase
    – bei frühem Tod werden gezahlte Beiträge (ggf. abzüglich Kosten) an Hinterbliebene zurückgezahlt

Wichtig: Diese Zusatzbausteine mindern die Höhe der eigenen Rente, da sie finanziert werden müssen – sie sind also eine Abwägung zwischen individueller Absicherung und Rendite.


Rürup-Rente im Vergleich zu anderen Altersvorsorgeformen

Um die Rürup-Rente richtig einzuordnen, lohnt sich ein Vergleich mit anderen populären Altersvorsorgeprodukten:


Rürup vs. Riester

KriteriumRürup-RenteRiester-Rente
ZielgruppeSelbstständige, GutverdienerArbeitnehmer, Familien
FörderungSteuerabzug (Sonderausgaben)Zulagen + Steuerersparnis
KapitalwahlrechtNein (nur Rente)Teilweise möglich (30 %)
Vererbbarkeitnur mit Zusatzoptionumfangreich vererbbar
Flexibilitäteingeschränktmoderat

Rürup vs. Betriebliche Altersvorsorge (bAV)

KriteriumRürup-RentebAV
Beitragshöhefrei wählbarbegrenzt durch BBG
steuerlich absetzbarvollständig (bis Höchstbetrag)begrenzt (4–8 % BBG)
Arbeitgeberbindungunabhängigan Arbeitsverhältnis gebunden
Mitnahmemöglichkeitja, da individuellnur bei Portabilität

Rürup vs. Private Rentenversicherung

KriteriumRürup-RentePrivate Rentenversicherung
Steuervorteilevoll in Ansparphasegering, nur bei Kapitalwahl
Flexibilitätgeringhoch (Kapitalwahl, Kündigung)
Verfügbarkeitnicht vor Rentenbeginnteils möglich
Sicherheit bei Sozialhilfebezuggeschütztanrechenbar auf Grundsicherung

Für wen lohnt sich die Rürup-Rente – und für wen nicht?

Die Rürup-Rente eignet sich besonders für Personen, die:

selbstständig oder freiberuflich tätig sind
keinen Zugang zu Riester oder bAV haben
hohe steuerliche Vorteile nutzen wollen
eine sichere, lebenslange Rente bevorzugen
bereit sind, auf Kapitalverfügbarkeit zu verzichten


Weniger geeignet ist sie für:

❌ Personen mit niedrigem Einkommen (geringe Steuerersparnis)
❌ Personen mit kurzfristigem Anlagehorizont
❌ Menschen, die Flexibilität und Kapitalzugang wünschen
❌ Vorsorgesparer mit Fokus auf Kapitalauszahlung


Häufige Fehler bei der Rürup-Rente – und wie du sie vermeidest

Verzicht auf Rentengarantiezeit oder Hinterbliebenenschutz
→ Im Todesfall droht der Totalverlust des Kapitals

Zu späte Vertragsabschlüsse
→ Kürzere Ansparzeit = geringere Rentenleistung

Falsche Tarifwahl (z. B. rein klassisch bei langer Laufzeit)
→ Renditepotenzial bleibt ungenutzt

Unklare Besteuerung im Alter
→ Rente ist zu 100 % steuerpflichtig (bei Rentenbeginn ab 2040)

Tipp: Lass dich professionell beraten und vergleiche mehrere Tarife – nicht nur anhand der Rendite, sondern auch anhand von Garantien, Rentenfaktoren und Zusatzleistungen.


Rechenbeispiele: Steuerersparnis & Rentenwirkung

Beispiel 1: Selbstständiger mit hohem Einkommen

  • Jahresgewinn: 90.000 €
  • Einzahlung in Rürup-Rente: 20.000 €
  • Steuersatz: ca. 38 %

Ergebnis:
→ Steuerersparnis: ca. 7.600 €
→ Effektiver Eigenaufwand: 12.400 €
→ Ersparnisquote: ca. 38 %


Beispiel 2: Einmalzahlung bei Unternehmensverkauf

  • Einkommen im Verkaufsjahr: 250.000 €
  • Einmalzahlung in Rürup-Rente: 27.000 € (max. absetzbar)
  • Steuersatz: 42 %

Ergebnis:
→ Steuerersparnis: ca. 11.340 €
→ Effektiver Aufwand: 15.660 €

Tipp: Die Rürup-Rente ist ideal, um Spitzensteuersätze durch Sonderausgaben zu senken.


Tipps zur Auswahl des richtigen Rürup-Vertrags

Tarifart prüfen: Klassisch, fondsgebunden oder hybrid – je nach Sicherheitsbedürfnis und Anlagehorizont.
Kosten vergleichen: Achte auf transparente Abschluss-, Verwaltungs- und Fondskosten.
Rentenfaktor hinterfragen: Wie viel monatliche Rente ergibt 10.000 € Kapital im Vertrag?
Verzicht auf Garantien abwägen: Wer auf 100 %-Garantien verzichtet, erhält oft höhere Rentenprognosen.
Zusatzbausteine prüfen: Rentengarantiezeit, Hinterbliebenenschutz, Berufsunfähigkeit sinnvoll?
Langlebigkeit absichern: Lebenslange Renten sind inflationsgefährdet – prüfe Dynamikoptionen.


Häufige Fragen zur Rürup-Rente (FAQ)

Kann ich die Rürup-Rente kündigen?
Nein – eine Kündigung ist ausgeschlossen. Du kannst den Vertrag nur beitragsfrei stellen.


Ist die Auszahlung auch als Einmalbetrag möglich?
Nein – es gibt kein Kapitalwahlrecht. Die Auszahlung erfolgt ausschließlich als lebenslange monatliche Rente.


Ist mein Rürup-Vertrag vor Insolvenz und Hartz IV geschützt?
Ja – das angesparte Kapital gilt als nicht verwertbares Altersvorsorgevermögen und ist pfändungssicher.


Wie flexibel ist die Beitragszahlung?
Sehr flexibel – du kannst monatlich, jährlich oder durch Einmalzahlungen einzahlen. Auch Zuzahlungen sind möglich.


Was passiert mit dem Kapital, wenn ich sterbe?
Ohne Hinterbliebenenschutz verfällt es. Mit Zusatzbaustein wird z. B. eine Rente an Ehepartner oder Kinder gezahlt.


Fazit: Für wen lohnt sich die Rürup-Rente?

Die Rürup-Rente ist kein Produkt für jeden – aber für viele die beste Wahl. Wer gut verdient, nicht gesetzlich rentenversichert ist oder seine Steuerlast gezielt senken will, profitiert deutlich. Auch im Alter bietet sie ein wichtiges Sicherheitsnetz durch eine garantierte, lebenslange Rente.

Besonders für:

  • Selbstständige und Freiberufler
  • Gutverdienende Angestellte ohne Riester-Zugang
  • Menschen mit hoher Steuerlast
  • Unternehmer vor Rentenbeginn

Für andere – etwa Geringverdiener, junge Familien oder Personen mit Fokus auf Kapitalauszahlung – sind andere Modelle geeigneter (z. B. Riester oder ETF-Sparen).

Kurz gesagt:
Die Rürup-Rente ist ein intelligentes Instrument zur Altersvorsorge – wenn du ihre Einschränkungen kennst und gezielt nutzt. Wer früh einsteigt, steuerlich clever plant und den richtigen Tarif wählt, sichert sich im Alter eine zusätzliche Rente mit staatlicher Förderung – und das lebenslang.