Riester-Rente

Seit ihrer Einführung im Jahr 2002 ist die Riester-Rente ein fester Bestandteil der privaten Altersvorsorge in Deutschland. Sie wurde geschaffen, um die sinkende gesetzliche Rente durch eine staatlich geförderte Zusatzrente auszugleichen – und richtet sich gezielt an Personen, die in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind oder vergleichbare Ansprüche haben.

Trotz häufiger Kritik und vieler Reformvorschläge zählt die Riester-Rente auch 2025 noch zu den beliebtesten Fördermodellen: rund 16 Millionen Verträge bestehen derzeit, von denen ein Großteil aktiv bespart wird. Besonders attraktiv ist sie für Familien mit Kindern und Geringverdiener, da die staatlichen Zulagen in Relation zur Einzahlung hoch ausfallen.

In diesem umfassenden Ratgeber erfährst du, wie die Riester-Rente funktioniert, für wen sie sich lohnt, wie hoch die Förderung ist, und worauf du bei Abschluss unbedingt achten solltest.


Was ist die Riester-Rente?

Die Riester-Rente ist eine vom Staat geförderte private Rentenversicherung, die gezielt zur Schließung der sogenannten Rentenlücke eingeführt wurde. Sie ist nach dem früheren Bundesarbeitsminister Walter Riester benannt und ergänzt die gesetzliche Rentenversicherung.

Das Modell basiert auf zwei Förderkomponenten:

  1. Grundzulagen und Kinderzulagen
  2. Steuerlicher Sonderausgabenabzug

Voraussetzung ist, dass du einen förderfähigen Riester-Vertrag abschließt und jährlich einen bestimmten Mindestbeitrag einzahlst.


Wer darf riestern?

Die Riester-Förderung richtet sich an Personen mit einem aktiven Bezug zur gesetzlichen Rentenversicherung. Förderberechtigt sind unter anderem:

  • Pflichtversicherte Arbeitnehmer
  • Auszubildende
  • Beamte, Richter, Soldaten
  • Eltern während der Kindererziehungszeit
  • Bezieher von ALG I
  • Ehepartner eines Förderberechtigten (mittelbare Berechtigung)
  • Pflichtmitglieder in berufsständischen Versorgungswerken (unter bestimmten Bedingungen)

Nicht förderberechtigt sind z. B.:

  • Selbstständige ohne gesetzliche Rentenversicherungspflicht
  • Geringfügig Beschäftigte ohne eigene Rentenversicherung
  • Personen im Ausland ohne Sozialversicherungsbezug

Wie funktioniert die Förderung?

Die Riester-Rente wird durch staatliche Zulagen und Steuervergünstigungen unterstützt. Du kannst dadurch mit geringem Eigenbeitrag eine überdurchschnittlich hohe Rendite erzielen – sofern du die Bedingungen erfüllst.


1. Grundzulage

  • 175 € pro Jahr für jede förderberechtigte Person
  • Voraussetzung: Mindestens 4 % des Bruttoeinkommens (max. 2.100 € p. a.) inkl. Zulagen müssen eingezahlt werden

2. Kinderzulage

  • 300 € pro Kind und Jahr (für Kinder ab Geburtsjahr 2008)
  • 185 € pro Kind und Jahr (für Kinder bis Geburtsjahr 2007)
  • Nur bei Anspruch auf Kindergeld

3. Berufseinsteigerbonus

  • Einmalig 200 € für unter 25-Jährige, die erstmals einen Riester-Vertrag abschließen

4. Steuerliche Absetzbarkeit

Bis zu 2.100 € jährlich (inkl. Zulagen) können als Sonderausgaben in der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden.

Beispiel:
Ein kinderloser Arbeitnehmer mit 35.000 € Bruttoeinkommen zahlt 1.925 € in seinen Riester-Vertrag ein.
→ Er erhält 175 € Grundzulage
→ Die Differenz (1.750 €) kann steuerlich geltend gemacht werden
→ Steuererstattung je nach Progression möglich (z. B. 450 € bei 30 %)


Wichtig: Der Staat prüft jährlich, ob der Zulagenanspruch oder der Sonderausgabenabzug günstiger ist – und berücksichtigt automatisch die bessere Variante (Günstigerprüfung).


So berechnest du deine Riester-Förderung

Die Höhe der Riester-Förderung hängt davon ab, wie viel du jährlich in deinen Vertrag einzahlst – im Verhältnis zu deinem Vorjahresbruttoeinkommen. Grundsätzlich musst du 4 % des Vorjahresbruttoeinkommens (abzüglich Zulagen) einzahlen, um die volle Förderung zu erhalten.


Beispiel: Alleinstehender ohne Kind

  • Bruttoeinkommen 2024: 40.000 €
  • 4 % = 1.600 €
  • Abzüglich Grundzulage (175 €)
  • Eigenbeitrag: 1.425 €

→ Bei korrekter Einzahlung erhältst du 175 € staatliche Zulage und kannst 2.100 € steuerlich geltend machen.


Beispiel: Familie mit zwei Kindern (ab 2008 geboren)

  • Ehepaar, Bruttoeinkommen 50.000 €
  • 4 % = 2.000 €
  • Abzüglich 175 € Grundzulage + 2 × 300 € Kinderzulage = 775 €
  • Eigenbeitrag: 1.225 €

→ Staatliche Förderung: 775 € pro Jahr
→ Effektive Rendite (bei geringer Eigenleistung): sehr hoch


Tipp: Auch wenn du nicht den vollen Mindesteigenbeitrag leistest, bekommst du anteilig Zulagen – es lohnt sich also auch mit kleinerem Budget.


Welche Riester-Verträge gibt es?

Die Riester-Förderung ist nicht an eine bestimmte Produktform gebunden. Du kannst zwischen mehreren Vertragsarten wählen – je nach Lebenssituation, Risikoaffinität und Sparziel.


1. Riester-Rentenversicherung

  • Klassische Rentenversicherung mit garantierter Rente
  • Sicher, aber niedrige Rendite
  • Gut geeignet für sicherheitsorientierte Vorsorger

2. Fondsgebundene Riester-Rente

  • Kombination aus Kapitalgarantie und Fondsanlage
  • Höhere Renditechancen, schwankende Performance
  • Eignet sich für langfristig orientierte, renditebewusste Sparer

3. Riester-Banksparplan

  • Sehr sichere Sparform, besonders transparent
  • Geringe bis keine Abschlusskosten
  • Kaum noch angeboten wegen Niedrigzinsumfeld

4. Wohn-Riester (Eigenheimrente)

  • Förderungen fließen in den Bau oder Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum
  • Tilgung eines Immobilienkredits wird gefördert
  • Keine klassische Rente, aber Altersvorsorge durch mietfreies Wohnen
  • Achtung: „Wohnförderkonto“ wird im Alter versteuert

5. Riester-Fondssparplan (direkt)

  • Eigenständige Fondsanlage mit Kapitalgarantie
  • Maximale Förderung bei hoher Flexibilität
  • Anlagechancen besonders für jüngere Sparer attraktiv

Vor- und Nachteile der Riester-Rente

✅ Vorteile

  • Attraktive staatliche Förderung, vor allem für Familien
  • Steuervorteile durch Sonderausgabenabzug
  • Kapitalgarantie: kein Verlust des Eigenkapitals bei Rentenbeginn
  • Lebenslange Rente möglich
  • Wohn-Riester ermöglicht indirekten Vermögensaufbau
  • Vertraglich flexibel: Zahlpausen, Zuzahlungen, Dynamiken möglich
  • Sondervorteile bei Ehepartnern (mittelbare Riesterförderung)

❌ Nachteile

  • Verpflichtende Kapitalbindung bis Rentenbeginn
  • Versteuerung der Rente im Alter („nachgelagerte Besteuerung“)
  • Anrechnung auf Grundsicherung im Alter möglich
  • Komplexität bei Wohn-Riester (z. B. Förderkonto, Rückzahlungen bei Auszug)
  • Hohe Kosten bei klassischen Rentenversicherern
  • Förderung nur bei Einhaltung der Mindestbeiträge
  • Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (bei GKV-Rentnern)

Für wen lohnt sich Riester?

Die Riester-Rente lohnt sich besonders für:

✅ Familien mit Kindern (hohe Kinderzulagen)
✅ Alleinverdienende Ehepartner (mittelbare Riesterförderung)
✅ Gutverdiener mit Steuerlast (Sonderausgabenabzug)
✅ Personen mit sicherheitsorientierter Altersvorsorge
✅ Wohnungs- oder Hauskäufer mit Tilgungsbedarf (Wohn-Riester)


Weniger geeignet ist sie für:

❌ Selbstständige ohne Rentenversicherungspflicht
❌ Menschen mit häufig wechselnden Einkommen oder Arbeitslosigkeit
❌ Personen, die vor Rentenbeginn auf das Kapital zugreifen möchten
❌ Sparer mit Fokus auf Flexibilität und Kapitalverfügbarkeit


Auszahlungsphase: Was passiert zum Rentenbeginn?

Mit dem Erreichen des Rentenalters – meist frühestens mit 62 Jahren – wird die angesparte Riester-Rente ausgezahlt. Dabei ist eine lebenslange Rentenzahlung gesetzlich vorgeschrieben, damit die Förderung nicht missbraucht wird.


Kapitalauszahlung – was ist erlaubt?

Die Riester-Rente bietet eine begrenzte Kapitaloption:

  • 30 % des angesparten Kapitals dürfen auf Wunsch einmalig ausgezahlt werden
  • Die restlichen 70 % müssen als monatliche Leibrente gezahlt werden
  • Eine vollständige Kapitalauszahlung ist nicht zulässig (Ausnahme: sehr geringe Restbeträge)

Besteuerung der Riester-Rente

Die Rentenzahlung aus einem Riester-Vertrag ist in der Auszahlungsphase voll steuerpflichtig (§ 22 Nr. 5 EStG). Es handelt sich um eine nachgelagerte Besteuerung – ein Konzept, das vorsieht, dass Beiträge in der Einzahlungsphase steuerlich gefördert, die Renten aber im Alter besteuert werden.

Beispiel:
Du erhältst 700 € monatliche Riester-Rente. Diese Summe wird deinem zu versteuernden Einkommen im Alter zugerechnet.


Kranken- und Pflegeversicherung

  • Für gesetzlich krankenversicherte Rentner (GKV) ist die Riester-Rente beitragsfrei
  • Keine KV- oder PV-Abgaben auf Riester-Rentenleistungen
  • Vorteil gegenüber bAV und privaten Renten

Kosten & Vertragstransparenz

Ein häufig kritisierter Punkt bei der Riester-Rente sind die hohen Kosten – insbesondere bei klassischen Rentenversicherungen. Diese setzen sich zusammen aus:

  • Abschluss- und Vertriebskosten
  • Verwaltungskosten
  • Kosten für Kapitalanlage (z. B. Fondskosten bei fondsgebundenen Verträgen)

Problem: Intransparenz

Viele Riester-Verträge weisen ihre Kosten nicht ausreichend transparent aus. Deshalb ist es wichtig, bei Vertragsabschluss auf folgende Kennzahlen zu achten:

  • Effektivkosten / Effektivkostenquote
  • Rückkaufswert bei Kündigung
  • Rentenfaktor (wie viel Rente gibt es pro 10.000 € Kapital?)
  • Garantiezins (bei klassischen Verträgen)

Tipp: Kostenarme Riester-Produkte

Die besten Riester-Verträge zeichnen sich durch geringe Verwaltungskosten, hohe Transparenz und eine flexible Fondsauswahl aus. Besonders empfehlenswert:

  • Riester-Fondssparpläne über Direktbanken
  • Wohn-Riester mit niedrigen Tilgungskosten
  • Verträge mit niedriger Effektivkostenquote (< 1 %)

Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest

Zulagen nicht beantragt
→ Lösung: Dauerzulagenantrag stellen – einmaliger Antrag reicht für alle Folgejahre

Mindesteigenbeitrag nicht erfüllt
→ Folge: Reduzierte oder gar keine Förderung
→ Tipp: Einkommen jährlich prüfen und ggf. Beitrag anpassen

Vertrag gekündigt
→ Folge: Rückzahlung aller staatlichen Zulagen + Steuernachzahlungen
→ Besser: beitragsfrei stellen statt kündigen

Veraltete Tarifstruktur
→ Viele Altverträge bieten geringe Rentenfaktoren und hohe Kosten
→ Tipp: Vertragscheck durch unabhängige Berater

Ungeeigneter Vertragstyp gewählt
→ Beispiel: Banksparplan mit Mini-Zins bei 30 Jahren Laufzeit
→ Besser: Fondssparplan mit Kapitalgarantie und Ertragspotenzial

Häufige Fragen zur Riester-Rente (FAQ)

Lohnt sich Riester noch in 2025?
Ja – für viele Zielgruppen lohnt sich Riester weiterhin, insbesondere für Familien mit Kindern, mittelbar förderberechtigte Ehepartner und Arbeitnehmer mit Steuerprogression. Die Kombination aus Zulagen und Steuervorteil kann eine hohe Rendite ergeben – besonders bei kostengünstigen Verträgen.


Was passiert, wenn ich zu wenig einzahle?
Wenn der jährliche Mindestbeitrag von 4 % des Bruttoeinkommens (max. 2.100 €) nicht erreicht wird, verringern sich die Zulagen anteilig. Wer gar nichts einzahlt, verliert alle Zulagen und den Steuervorteil.


Kann ich meinen Riester-Vertrag kündigen?
Grundsätzlich ja – allerdings hat das gravierende Folgen:

  • Zulagen müssen vollständig zurückgezahlt werden
  • Steuervorteile werden nachversteuert
  • Der Vertrag verliert seinen Förderstatus

Besser: beitragsfrei stellen statt kündigen.


Was passiert mit meinem Riester-Vertrag bei Arbeitslosigkeit?

  • Du kannst den Vertrag ruhen lassen
  • Kapital ist vor dem Zugriff des Jobcenters geschützt
  • Bei Erwerbseinkommen unterhalb der Freigrenze sind auch geringere Beiträge möglich (Zulagen anteilig)

Kann ich auch im Alter noch riestern?
Ja – ein Vertragsabschluss ist bis zur Vollendung des 67. Lebensjahrs möglich, sofern du förderberechtigt bist. Eine lohnende Strategie kann z. B. eine Einmalzahlung mit Steuervorteil kurz vor Rentenbeginn sein.


Tipps zur Auswahl des besten Riester-Vertrags

Vertragstyp prüfen: Fondsgebundene Verträge sind renditestärker als klassische Versicherungen.
Effektivkosten vergleichen: Achte auf eine niedrige Effektivkostenquote (< 1 %).
Transparenz bei Anbietern: Günstige Direktanbieter und ETF-basierte Produkte sind oft klar nachvollziehbar.
Flexibilität bei Laufzeit und Beitragsanpassung
Rentenfaktor fixieren: Wenn möglich, solltest du dir hohe Rentenfaktoren garantieren lassen.
Wohn-Riester bei Immobilieninteresse prüfen
Förderung regelmäßig prüfen – vor allem bei Jobwechsel, Elternzeit oder Teilzeit


Übersicht der staatlichen Riester-Förderung (Stand 2025)

FörderungstypBetrag
Grundzulage175 € / Jahr
Kinderzulage (ab 2008)300 € / Jahr
Kinderzulage (bis 2007)185 € / Jahr
Berufseinsteigerbonus200 € einmalig
Steuerliche Absetzbarkeitbis 2.100 € p. a.

Tipp: In Kombination mit Kindern ergibt sich eine Effektivrendite von über 40 % auf die Eigenleistung – das schafft kein Marktprodukt ohne Risiko.


Fazit: Für wen lohnt sich Riester – und für wen nicht?

Lohnt sich:

Familien mit mehreren Kindern – wegen der hohen Kinderzulagen
Geringverdiener mit Steueranspruch – bei minimalem Eigenbeitrag
Alleinverdiener mit förderberechtigtem Partner – durch mittelbare Förderung
Personen mit langen Ansparzeiten – maximaler Zinseszinseffekt
Käufer oder Bauherren – über Wohn-Riester sinnvoll nutzbar


Lohnt sich weniger:

Selbstständige ohne Rentenversicherungspflicht
Menschen mit häufigen Unterbrechungen im Erwerbsleben
Sparer mit Wunsch nach Kapitalverfügbarkeit vor Rentenbeginn
Kritiker von staatlicher Regulierung und Steuerverstrickung


Zusammenfassung

Die Riester-Rente ist kein perfektes Produkt – aber sie ist ein mächtiges Instrument, wenn sie richtig eingesetzt wird. Die Förderung ist klar definiert, planbar und besonders familienfreundlich. Wer die gesetzlichen Regeln kennt, den Eigenbeitrag korrekt berechnet und auf einen günstigen Vertrag achtet, kann mit Riester eine wertvolle Zusatzrente aufbauen.

Deshalb gilt:
Riester lohnt sich – wenn du zu den richtigen Zielgruppen gehörst, die Förderung voll ausschöpfst und Kostenfallen vermeidest.