Ein Umzug ist mit zahlreichen Kosten verbunden: Renovierung, Möbel, Maklergebühren, Transport – und nicht zuletzt die Mietkaution. Vermieter dürfen laut Gesetz bis zu drei Monatskaltmieten als Sicherheitsleistung verlangen. Bei einem Mietpreis von 900 Euro sind das stolze 2.700 Euro, die bei Vertragsunterzeichnung fällig werden. Für viele Mieter ist das eine erhebliche finanzielle Belastung – vor allem, wenn parallel noch die Kaution der alten Wohnung aussteht.
Die Mietkautionsversicherung bietet hier eine flexible Alternative zur klassischen Barkaution. Statt eine hohe Geldsumme zu hinterlegen, schließt der Mieter eine Versicherung ab, die dem Vermieter eine Bürgschaft über die Kautionssumme garantiert. Der Mieter zahlt dafür eine jährliche Prämie – behält aber sein Geld und gewinnt finanzielle Bewegungsfreiheit.
In diesem ausführlichen Ratgeber erfahren Sie alles über die Funktionsweise, Vorteile, Kosten, Voraussetzungen und Risiken der Mietkautionsversicherung. Wir zeigen, für wen sie sich lohnt, worauf man beim Abschluss achten sollte und wie sie sich im Vergleich zur klassischen Mietkaution schlägt.
Was ist eine Mietkautionsversicherung?
Die Mietkautionsversicherung ist eine spezielle Form der Kautionsbürgschaft. Sie ersetzt die klassische Sicherheitsleistung in bar oder auf einem Kautionskonto durch eine Versicherungspolice, mit der sich der Mieter gegenüber dem Vermieter absichert.
Statt Geld zu überweisen, schließt der Mieter einen Vertrag mit einer Versicherung oder einer Bank ab, die dem Vermieter eine selbstschuldnerische Bürgschaft ausstellt. Diese Bürgschaft garantiert dem Vermieter, dass er im Schadensfall – also bei Mietrückständen oder Beschädigungen – Anspruch auf eine Zahlung bis zur vereinbarten Kautionshöhe hat.
Wichtig: Die Versicherung ersetzt nicht den Schaden, sondern stellt lediglich die Kautionssumme zur Verfügung, wenn der Vermieter berechtigte Ansprüche geltend macht. Der Mieter ist verpflichtet, den ausgezahlten Betrag an die Versicherung zurückzuzahlen.
Die Versicherung ist somit kein „Schutz“ für den Mieter, sondern eine Liquiditätslösung: Sie verhindert die direkte Einzahlung der Kaution, nicht die Haftung für Schäden.
Wie funktioniert eine Mietkautionsversicherung?
Der Ablauf einer Mietkautionsversicherung lässt sich in fünf Schritten erklären:
- Kautionshöhe festlegen
Der Mieter erfragt beim Vermieter die geforderte Kautionssumme – maximal drei Monatskaltmieten sind erlaubt (§ 551 BGB). - Versicherungsantrag stellen
Der Mieter beantragt online oder direkt beim Anbieter eine Mietkautionsversicherung in der entsprechenden Höhe. In der Regel erfolgt eine Bonitätsprüfung. - Bürgschaftsurkunde wird ausgestellt
Nach erfolgreicher Prüfung sendet der Anbieter eine Bürgschaftsurkunde an den Vermieter – auf Wunsch auch digital. - Zahlung der Jahresprämie
Der Mieter zahlt eine jährliche oder monatliche Versicherungsprämie – meist zwischen 4 % und 6 % der Kautionssumme. - Im Schadenfall: Regulierung durch den Anbieter
Kommt es zu Mietrückständen oder Schäden bei Auszug, kann der Vermieter die Versicherung in Anspruch nehmen. Die Versicherung zahlt – der Mieter muss das Geld anschließend an den Versicherer zurückerstatten.
Für wen ist eine Mietkautionsversicherung sinnvoll?
Die Mietkautionsversicherung richtet sich vor allem an Mieter, die bei einem Wohnungswechsel nicht mehrere Tausend Euro sofort bar hinterlegen können oder möchten. Besonders sinnvoll ist sie für:
1. Berufseinsteiger und Auszubildende
Gerade zu Beginn des Berufslebens ist das Budget oft knapp. Die Mietkautionsversicherung ermöglicht den Einzug in eine eigene Wohnung, ohne lange auf die Rückzahlung der alten Kaution warten zu müssen oder einen Kredit aufzunehmen.
2. Studierende und junge Erwachsene
Auch Studierende oder junge Menschen in der ersten eigenen Wohnung profitieren: Statt finanzielle Mittel für die Kaution zu blockieren, können sie ihr Geld für Einrichtung, Studienbedarf oder Lebensunterhalt nutzen.
3. Personen mit doppelter Haushaltsführung
Wer aus beruflichen Gründen zwei Wohnungen gleichzeitig bewohnt (z. B. Zweitwohnung am Arbeitsort), kann mit der Mietkautionsversicherung die Kautionssummen reduzieren – eine oft unterschätzte Liquiditätsreserve.
4. Haushalte mit kurzfristigem Umzugsbedarf
Wenn ein Umzug schnell gehen muss – etwa wegen Familienzuwachs, Arbeitsplatzwechsel oder Trennung – fehlt oft die Zeit, um die alte Kaution zurückzuerhalten. Die Mietkautionsversicherung bietet hier eine kurzfristige Lösung ohne Wartezeit.
5. Unternehmen (z. B. bei Werkswohnungen)
Auch Firmen können Mietkautionsversicherungen für Mitarbeiterwohnungen oder Dienstwohnungen nutzen – besonders bei häufigem Personalwechsel oder temporären Einsätzen.
Vorteile und Nachteile der Mietkautionsversicherung
Wie bei jeder Versicherungsform gibt es auch bei der Mietkautionsversicherung klare Vor- und potenzielle Nachteile. Wer sie richtig einsetzt, kann von deutlich mehr Flexibilität profitieren – sollte aber auch die finanziellen Konsequenzen im Blick behalten.
Vorteile
1. Finanzielle Freiheit beim Einzug
Statt mehrere tausend Euro auf ein Kautionskonto zu überweisen, behalten Mieter ihr Geld zur freien Verfügung. Das ist besonders hilfreich bei Umzügen mit hohen Anfangskosten oder wenn gleichzeitig die Kaution der alten Wohnung noch nicht zurückgezahlt wurde.
2. Schnelle Abwicklung
Die Beantragung erfolgt meist online in wenigen Minuten, die Bürgschaftsurkunde wird innerhalb von 24 bis 48 Stunden ausgestellt – teilweise sogar als PDF per E-Mail. Das beschleunigt Mietvertragsabschlüsse erheblich.
3. Keine Doppelbelastung bei Wohnungswechsel
Viele Mieter erleben eine finanzielle Lücke, wenn sie eine neue Wohnung beziehen, die alte Kaution aber noch nicht zurückerhalten haben. Die Mietkautionsversicherung verhindert diese Übergangsbelastung.
4. Kein separates Kautionskonto nötig
Mieter müssen sich nicht mit der Einrichtung und Verwaltung eines verzinsten Kautionskontos beschäftigen. Auch der Vermieter spart sich Verwaltungsaufwand.
5. Keine Verpflichtung zur Auszahlung bei Vertragsende
Ist der Mietvertrag beendet und keine Ansprüche bestehen, endet der Versicherungsvertrag – der Mieter muss keine Auszahlung beantragen wie bei einer Barkaution.
Nachteile
1. Kein Eigentumswert – nur eine Bürgschaft
Die Mietkautionsversicherung ersetzt kein Geld. Im Gegensatz zur klassischen Kaution baut der Mieter kein Vermögen auf, das er zurückerhält. Die gezahlten Prämien sind reine Kosten – nicht rückzahlbar.
2. Verpflichtung zur Rückzahlung im Schadenfall
Kommt es zu Mietschäden oder Rückständen und der Vermieter nutzt die Bürgschaft, zahlt die Versicherung – aber der Mieter muss den Betrag anschließend an sie in voller Höhe zurückerstatten.
3. Bonitätsprüfung notwendig
Nicht jeder Mieter wird angenommen. Es erfolgt eine Schufa-Abfrage, und Personen mit negativer Bonität oder laufenden Pfändungen erhalten oft keine Zusage.
4. Jährliche Kosten
Bei langen Mietverhältnissen summieren sich die Versicherungsbeiträge über Jahre. Wer beispielsweise 90 Euro im Jahr für eine Versicherung mit 1.500 Euro Deckung zahlt, hat nach 5 Jahren bereits 450 Euro ausgegeben – ohne Rückzahlung.
Was kostet eine Mietkautionsversicherung?
Die Beiträge für Mietkautionsversicherungen sind nicht einheitlich geregelt, sondern variieren je nach Anbieter, Deckungssumme, Laufzeit und Bonität. Grundsätzlich zahlen Mieter einen jährlichen oder monatlichen Beitrag, der in einem festen Prozentsatz zur Bürgschaftssumme steht.
Beitragshöhe
Die Prämien bewegen sich in der Regel zwischen 4 % und 6 % der Kautionssumme pro Jahr. Einige Anbieter verlangen zusätzlich Service- oder Verwaltungsgebühren.
Kautionshöhe | Beitrag (4 %–6 %) | Monatlich |
---|---|---|
1.000 € | 40–60 €/Jahr | 3,33–5 € |
1.500 € | 60–90 €/Jahr | 5–7,50 € |
2.000 € | 80–120 €/Jahr | 6,67–10 € |
Einige Versicherer bieten auch monatliche Zahlweisen an – meist mit leichtem Aufschlag gegenüber der jährlichen Variante.
Einmalige Kosten
Manche Anbieter verlangen eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 10–25 Euro beim Abschluss. Diese wird mit dem ersten Beitrag abgerechnet.
Kündigung
Die Kündigung ist jederzeit möglich, sobald der Vermieter die Originalbürgschaftsurkunde zurückgegeben oder vernichtet hat. Die Versicherung endet mit Eingang der Urkunde, nicht mit dem Auszug des Mieters. Bis dahin besteht Beitragspflicht.
Voraussetzungen für den Abschluss
Die Anforderungen an den Mieter sind bei den meisten Anbietern ähnlich:
- Volljährigkeit
- Fester Wohnsitz in Deutschland
- Positive Bonität (Schufa-Auskunft)
Personen mit negativen Einträgen werden meist abgelehnt. - Kautionssumme innerhalb der gesetzlichen Obergrenze
Maximal drei Nettokaltmieten sind zulässig (§ 551 BGB). - Zustimmung des Vermieters (nicht immer Pflicht, aber empfohlen)
Einige Anbieter akzeptieren nur bestimmte Mietverhältnisse – z. B. keine Gewerbemieten oder Untermietverhältnisse. Bei Wohngemeinschaften (WG) sind ebenfalls Sonderregelungen möglich.
Was passiert im Schadenfall?
Kommt es zu einem Konflikt zwischen Mieter und Vermieter – etwa wegen:
- unbezahlter Mieten
- nicht durchgeführter Schönheitsreparaturen
- Beschädigungen der Wohnung
– kann der Vermieter seine Ansprüche direkt bei der Versicherung geltend machen.
Ablauf im Schadensfall:
- Vermieter meldet Anspruch
Er reicht die Bürgschaftsurkunde zusammen mit einem Nachweis (z. B. Schadensprotokoll, Mietrückstandsaufstellung) beim Versicherer ein. - Versicherer prüft die Unterlagen
Ist der Anspruch berechtigt, erfolgt die Auszahlung bis zur Höhe der versicherten Summe. - Mieter wird zur Rückzahlung aufgefordert
Die Versicherung tritt in Vorleistung, fordert aber den gezahlten Betrag vollständig vom Mieter zurück – oft mit Zahlungsziel oder Ratenoption. - Bei Streit: Rechtliche Auseinandersetzung möglich
Ist der Anspruch aus Sicht des Mieters unbegründet, kann er sich rechtlich dagegen wehren. Die Versicherung bezahlt zunächst, der Mieter klärt den Fall ggf. vor Gericht.
Mietkautionsversicherung vs. Barkaution: Ein direkter Vergleich
Um zu entscheiden, ob sich eine Mietkautionsversicherung lohnt, hilft ein Vergleich mit der klassischen Barkaution. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile – je nach Lebenssituation, Vermieteranforderung und finanzieller Ausgangslage.
Kriterium | Barkaution | Mietkautionsversicherung |
---|---|---|
Liquidität | Hohe Einmalzahlung, Kapitalbindung | Kein Kapital gebunden, volle Liquidität |
Rückzahlung | Nach Auszug, teils mit Verzögerung | Kein Rückzahlungsanspruch – reine Kosten |
Verfügbarkeit | Vermieter muss eigenes Kautionskonto führen | Bürgschaft wird schnell digital übermittelt |
Zinsen | Geringe Verzinsung (Pflichtkonto) | keine |
Kosten | Rückzahlbar, keine laufenden Kosten | Laufende Prämienzahlungen |
Bonitätsprüfung | meist irrelevant | Voraussetzung für Vertragsannahme |
Flexibilität beim Umzug | Rückzahlung alte Kaution kann dauern | Keine Überschneidung bei Wohnungswechsel |
Fazit: Die Mietkautionsversicherung lohnt sich vor allem dann, wenn kurzfristig Liquidität benötigt wird oder ein Umzug ansteht, bevor die alte Kaution zurückgezahlt wurde. Für langfristige Mietverhältnisse mit ausreichender finanzieller Basis ist die Barkaution oft günstiger.
Häufige Fehler beim Abschluss einer Mietkautionsversicherung
Auch wenn die Beantragung unkompliziert erscheint, lauern einige Fallstricke. Diese sollten Mieter unbedingt vermeiden:
1. Zustimmung des Vermieters fehlt
Auch wenn die Mietkautionsversicherung rechtlich zulässig ist, akzeptieren nicht alle Vermieter Bürgschaften – insbesondere bei älteren Mietverträgen. Daher sollte die Zustimmung vorab schriftlich eingeholt werden, um Streit zu vermeiden.
2. Zu hohe Kautionssumme gewählt
Versicherer bieten meist nur Bürgschaften bis zur gesetzlich zulässigen Höchstgrenze an: drei Monatskaltmieten. Wer mehr absichern möchte, erhält keine Zusage – oder zahlt unnötig hohe Prämien.
3. Anbieter mit versteckten Gebühren gewählt
Einige Anbieter werben mit niedrigen Prozentsätzen, verlangen aber zusätzliche Servicepauschalen, Abschlussgebühren oder Mindestraten, die den Gesamtpreis erheblich steigern. Daher lohnt ein gründlicher Vergleich.
4. Bürgschaftsurkunde nicht zurückgegeben
Nach dem Auszug bleibt die Versicherung so lange aktiv, bis der Vermieter die Bürgschaftsurkunde schriftlich zurückgibt. Wird dies vergessen, zahlt der Mieter weiter – obwohl er längst ausgezogen ist.
5. Negative Bonität verschwiegen
Bei negativen SCHUFA-Einträgen oder offenen Mahnverfahren wird der Antrag häufig abgelehnt. Mehrfachanträge bei verschiedenen Anbietern verschlechtern die Bonität zusätzlich. Besser: vorab eine Selbstauskunft einholen.
FAQ zur Mietkautionsversicherung
Ist eine Mietkautionsversicherung rechtlich zulässig?
Ja. Solange der Vermieter zustimmt, darf die Kaution durch eine Bürgschaft abgesichert werden – auch durch eine Versicherung.
Wer akzeptiert die Mietkautionsversicherung?
Viele private Vermieter, aber auch Wohnungsbaugesellschaften und Hausverwaltungen – sofern der Anbieter seriös und die Bürgschaft selbstschuldnerisch ist.
Was passiert, wenn der Vermieter die Bürgschaft einlöst?
Die Versicherung zahlt den Betrag aus und fordert ihn anschließend vom Mieter zurück. Es handelt sich nicht um eine Entschädigungszahlung, sondern um eine Vorschussleistung.
Kann ich die Versicherung jederzeit kündigen?
Nur wenn der Vermieter schriftlich bestätigt, dass keine Ansprüche mehr bestehen und die Bürgschaftsurkunde zurückgegeben wurde. Vorher besteht Beitragspflicht.
Was passiert, wenn ich umziehe?
Die Mietkautionsversicherung gilt nur für ein konkretes Mietverhältnis. Bei Umzug muss eine neue Police beantragt werden – mit entsprechender Kautionshöhe und Zustimmung des neuen Vermieters.
Ist die Police steuerlich absetzbar?
Nein, da es sich um private Versicherungsbeiträge ohne Vorsorgecharakter handelt.
Fazit: Für wen lohnt sich die Mietkautionsversicherung wirklich?
Die Mietkautionsversicherung ist kein Ersatz für die Kaution selbst, sondern eine Liquiditätslösung. Sie ermöglicht Mietern, bei Wohnungswechsel flexibel zu bleiben, ohne hohe Geldbeträge zu blockieren. Wer vorübergehend finanzielle Freiheit braucht – etwa durch Umzug, Familienzuwachs oder Jobwechsel – profitiert von dieser Versicherungsform.
Allerdings ist sie kein Sparkonzept. Die gezahlten Prämien sind verlorene Kosten, die sich langfristig summieren können. Für stabile, langjährige Mietverhältnisse mit ausreichend Rücklagen ist die klassische Barkaution auf Dauer günstiger.
Entscheidend ist daher die individuelle Lebenssituation:
✅ Wer kurzfristig Geld braucht, flexibel bleiben will oder auf die Rückzahlung der alten Kaution warten muss, findet in der Mietkautionsversicherung ein nützliches Instrument.
❌ Wer langfristig in einer Wohnung bleibt und genügend Rücklagen hat, sollte die klassische Kaution bevorzugen.
In jedem Fall gilt: Vor Abschluss Anbieter vergleichen, Vermieter informieren und den Vertrag vollständig verstehen – dann steht dem finanziell entspannten Umzug nichts mehr im Wege.