Auszehrungsverbot

In der Lebensversicherung und Altersvorsorge geht es darum, langfristige Sicherheit zu gewährleisten – besonders im Ruhestand. Eine zentrale Schutzregelung in diesem Kontext ist das Auszehrungsverbot. Es soll verhindern, dass Kapitalanlagen oder Überschussbeteiligungen zu früh oder übermäßig für laufende Rentenzahlungen aufgezehrt werden – und am Ende der Laufzeit zu wenig oder gar kein Geld mehr zur Verfügung steht.

Doch was bedeutet Auszehrungsverbot genau? Wo ist es geregelt? Und welche Rolle spielt es für Versicherungsnehmer und Produktanbieter?

In diesem Beitrag erhältst du einen tiefen Einblick in das Auszehrungsverbot – seine rechtlichen Grundlagen, Ziele, Anwendung und Bedeutung für Versicherte.


Was ist das Auszehrungsverbot?

Das Auszehrungsverbot ist eine gesetzlich verankerte Regelung, die Versicherungsunternehmen daran hindert, für die laufenden Leistungen aus einer Lebens- oder Rentenversicherung zu stark auf die Überschussbeteiligung oder das Vertragsguthaben zurückzugreifen, wenn dadurch die dauerhafte Leistung nicht mehr garantiert werden kann.

📘 Definition: → Verbot, die nicht garantierten Bestandteile einer Versicherung (z. B. Überschüsse) so zu verwenden, dass das Vertragsguthaben vorzeitig aufgebraucht („ausgezehrt“) wird

✔ Ziel:

  • Erhalt der Leistungsfähigkeit des Vertrags über die gesamte Laufzeit
  • Schutz der Versicherten vor Entwertung ihrer Altersvorsorge
  • Sicherstellung der nachhaltigen Finanzierung von Rentenzahlungen

💡 Tipp: Das Auszehrungsverbot schafft Vertrauen und Stabilität bei der Auszahlung lebenslanger Renten.


Rechtsgrundlagen des Auszehrungsverbots

§ 138 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG)
BaFin-Verlautbarungen und Rundschreiben
Rechtsprechung zum Verbraucherschutz in der Altersvorsorge
Versicherungsvertragsgesetz (VVG) – mittelbar relevant

📘 Kernaussage: → Versicherer dürfen keine Überschüsse zusagen, die dazu führen könnten, dass die garantierte Rentenleistung dauerhaft gefährdet wird

💡 Tipp: Die Versicherungsaufsicht prüft regelmäßig, ob das Auszehrungsverbot eingehalten wird – etwa bei der Genehmigung von Tarifen.


Anwendungsbereiche des Auszehrungsverbots

Kapitalbildende Lebensversicherung
Rentenversicherung mit Überschussbeteiligung
Riester- und Rürup-Verträge (Basisrente)
Fondsgebundene Produkte mit Rentenoption
Versorgungswerke mit garantierten Leistungen

📘 Beispiel: → Ein Rentenversicherer darf nicht versprechen, eine „garantierte“ Zusatzrente zu zahlen, wenn diese nur durch eine vorzeitige Entnahme aus Überschussmitteln finanzierbar wäre.

💡 Tipp: Besonders relevant bei der lebenslangen Rente – hier darf das Vertragsguthaben nicht zu früh verbraucht werden.


Warum ist das Auszehrungsverbot wichtig?

Langfristige Leistungssicherung – besonders bei steigender Lebenserwartung
Verbraucherschutz – kein falsches Sicherheitsgefühl durch unrealistische Zusatzleistungen
Stabilität des Versicherungssystems – keine Insolvenzgefahr durch Überentnahmen
Transparenz in der Produktgestaltung

📘 Hintergrund: → Die Herausforderung liegt in der Kalkulation lebenslanger Zahlungen mit ungewisser Laufzeit – das Verbot schützt vor Rechenfehlern mit gravierenden Folgen.

💡 Tipp: Versicherte können auf das Auszehrungsverbot vertrauen – es wird durch die BaFin streng überwacht.


Folgen eines Verstoßes gegen das Auszehrungsverbot

Beanstandung durch die Aufsichtsbehörde (BaFin)
Verbot des Tarifverkaufs oder Rücknahmegenehmigung
Klage von Verbraucherschutzverbänden
Verlust von Vertrauenswürdigkeit des Versicherers
Mögliche Nachschusspflichten aus Eigenmitteln

📘 Praxisfall: → Ein Anbieter musste ein neues Produkt vom Markt nehmen, da die Rentenzahlung zu stark auf nicht garantierten Überschüssen beruhte

💡 Tipp: Produkte mit rechnerisch instabilen Zusatzzahlungen sind ein Warnsignal – unbedingt auf Transparenz achten!


Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was ist das Auszehrungsverbot?
→ Es verhindert, dass Versicherer das Vertragsguthaben oder Überschüsse so verwenden, dass die Rentenzahlung später nicht mehr aufrechterhalten werden kann.

Für welche Produkte gilt das Auszehrungsverbot?
→ Für Lebens- und Rentenversicherungen mit garantierter oder lebenslanger Leistungsdauer – insbesondere mit Überschussbeteiligung.

Warum ist das Auszehrungsverbot wichtig?
→ Es schützt Versicherte vor einem plötzlichen Leistungsabbruch im Alter und sorgt für nachhaltige Produktgestaltung.

Wer kontrolliert das Auszehrungsverbot?
→ Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überprüft Tarife und Geschäftspolitik der Versicherer regelmäßig.

Kann ich als Versicherter das Auszehrungsverbot beeinflussen?
→ Nein, aber du kannst Produkte wählen, bei denen die Auszahlungsstruktur klar und nachhaltig gestaltet ist – idealerweise mit Beratung.


Fazit

Das Auszehrungsverbot ist ein stiller, aber zentraler Schutzmechanismus im deutschen Versicherungswesen. Es sorgt dafür, dass Renten- und Lebensversicherungen nicht durch überhöhte Anfangszahlungen vorzeitig „leer“ laufen und garantiert somit langfristige Sicherheit für Versicherte.

Für Verbraucher ist das Auszehrungsverbot ein verlässliches Qualitätsmerkmal: Es trennt solide Altersvorsorgeprodukte von kurzfristigen Versprechungen – und sorgt für Verlässlichkeit in einer Lebensphase, in der finanzielle Stabilität besonders wichtig ist.