In der Welt der Kreditvergabe, der Versicherungen und der Risikoanalyse ist eine Kennzahl besonders aussagekräftig: die Ausfallziffer. Sie gibt an, wie häufig Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt werden – also wie hoch der Anteil von Zahlungsausfällen in einem bestimmten Zeitraum ist. Für Unternehmen, Banken und Versicherer ist sie ein zentraler Indikator für Bonität, Risikoeinschätzung und Risikovorsorge.
Doch wie wird die Ausfallziffer berechnet? Wo wird sie eingesetzt? Und was sagt sie tatsächlich aus?
In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte zur Ausfallziffer – praxisnah erklärt und mit Blick auf ihre Bedeutung im Versicherungs- und Finanzsektor.
Was ist die Ausfallziffer?
Die Ausfallziffer (auch Ausfallquote genannt) ist eine statistische Kennzahl, die den Anteil der ausgefallenen Verpflichtungen in einem Kredit- oder Forderungsportfolio misst – bezogen auf die Gesamtzahl oder das Gesamtvolumen aller betrachteten Einheiten.
📘 Definition: → Verhältnis von tatsächlichen Zahlungsausfällen zu den ursprünglich geplanten oder offenen Forderungen in einem definierten Zeitraum
✔ Typische Anwendungen:
- Kreditrisikobewertung bei Banken
- Risikomanagement in Versicherungen
- Forderungsmanagement in Unternehmen
💡 Tipp: Je höher die Ausfallziffer, desto schlechter die Qualität des Portfolios – und desto höher der Absicherungsbedarf.
Berechnung der Ausfallziffer
Die Berechnungsformel lautet:
Ausfallziffer = (Anzahl oder Volumen der Ausfälle / Gesamtanzahl oder Gesamtvolumen der Verpflichtungen) × 100
✔ Anzahl-basiert – bei homogenem Kundenstamm (z. B. Mikrokredite)
✔ Wert-basiert – bei heterogenen Kreditbeträgen oder Policen
📘 Beispiel: → In einem Kreditportfolio mit 1.000 Darlehen à 10.000 € fallen 30 vollständig aus:
Ausfallziffer = (30 × 10.000 €) / (1.000 × 10.000 €) × 100 = 3 %
💡 Tipp: Für Versicherungen kann auch die Anzahl der ausgefallenen Beiträge zur Bewertung herangezogen werden.
Bedeutung der Ausfallziffer im Versicherungswesen
✔ Beitragsausfälle bei Versicherungsnehmern
✔ Zahlungsausfälle bei Rückversicherern (Adressenausfall)
✔ Stornoanalyse von Verträgen
✔ Prognose von Schadenquoten und Rückstellungen
📘 Risikomanagement: → Versicherer analysieren Ausfallziffern zur Anpassung von Prämien, Policenstruktur und Rückversicherungsverträgen
💡 Tipp: Eine niedrige Ausfallziffer steht für Stabilität und verlässliche Kundenbeziehungen.
Vergleich: Ausfallziffer vs. Stornoquote
| Kennzahl | Ausfallziffer | Stornoquote |
|---|---|---|
| Fokus | Zahlungsausfall | Vertragsbeendigung (freiwillig oder Zwang) |
| Ursache | Insolvenz, Zahlungsunfähigkeit, Delikt | Kündigung, Beitragsfreistellung |
| Bedeutung | Risiko für Forderungsausfall | Risiko für Kundenabwanderung |
| Branche | Versicherungen, Banken, Inkasso | Vor allem Lebensversicherungen |
📘 Ergänzend: → In der Versicherungsbilanz fließen beide Kennzahlen in die Risikovorsorge und Bewertung von Rückstellungen ein
💡 Tipp: Eine erhöhte Stornoquote kann langfristig auch zu einer steigenden Ausfallziffer führen.
Ausfallziffer in Banken und Kreditinstituten
✔ Basel-III-Richtlinien verlangen Ermittlung von Ausfallziffern für Eigenkapitalunterlegung
✔ Scorecards und Bonitätsratings basieren auf historischer Ausfallwahrscheinlichkeit
✔ Segmentierte Analyse nach Kundengruppen, Branchen, Laufzeiten
📘 Bankenpraxis: → Portfolios mit hoher Ausfallziffer werden mit höheren Risikoprämien versehen oder restrukturiert
💡 Tipp: Im Kreditgeschäft ist die Ausfallziffer oft das zentrale Steuerungsinstrument für Risikokosten.
Strategien zur Senkung der Ausfallziffer
✔ Bonitätsprüfung vor Vertragsabschluss
✔ Anpassung von Vertragsbedingungen bei Risikokunden
✔ Einzugssysteme optimieren (SEPA, Mahnwesen)
✔ Frühwarnsysteme nutzen (Zahlungsverhalten, Beschwerden)
✔ Absicherung durch Bürgschaften oder Kreditversicherung
📘 Versicherer: → Setzen gezielt auf automatisierte Risikoselektion bei Policenvergabe, um Ausfallziffern zu reduzieren
💡 Tipp: Eine aktive Steuerung der Ausfallziffer erhöht Liquidität, Bonität und Kundenzufriedenheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist eine Ausfallziffer?
→ Die Kennzahl, die angibt, wie viele Forderungen oder Verträge innerhalb eines Zeitraums ausgefallen sind.
Wie wird die Ausfallziffer berechnet?
→ Anteil der ausgefallenen Beträge im Verhältnis zum Gesamtvolumen – multipliziert mit 100 (Prozentangabe).
Welche Rolle spielt sie in der Versicherung?
→ Bewertung von Beitragsausfällen, Rückversicherungsrisiken und Vertragsstabilität.
Ist eine hohe Ausfallziffer schlecht?
→ Ja – sie deutet auf mangelnde Bonitätsprüfung oder wirtschaftliche Instabilität hin.
Wie kann man Ausfallziffern senken?
→ Durch Risikoselektion, Frühwarnsysteme, Debitorenmanagement und gezielte Rückversicherungen.
Fazit
Die Ausfallziffer ist eine entscheidende Messgröße im Risikomanagement – für Versicherer, Banken, Leasinggesellschaften und jede Organisation, die auf Zahlung von Kunden oder Partnern angewiesen ist.
Sie ermöglicht Frühwarnung, Steuerung und gezielte Prävention, um finanzielle Verluste zu vermeiden. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit gewinnt sie noch stärker an Bedeutung – als Indikator für Stabilität, Liquidität und Kundenzuverlässigkeit.