Nicht jeder möchte von heute auf morgen in den Ruhestand treten. Für viele ist ein sanfter Übergang ideal – weniger arbeiten, aber weiter aktiv bleiben. Genau hier setzt das Modell der Altersteilzeit an: ein flexibler Weg vom Arbeitsleben in die Rente.
Doch wie funktioniert Altersteilzeit? Wer hat Anspruch? Welche Vor- und Nachteile bringt sie mit sich? Und wie wirkt sie sich auf Rente und Einkommen aus?
In diesem Beitrag erfährst du alles über das Konzept, die Voraussetzungen und Modelle der Altersteilzeit – praxisnah und verständlich erklärt.
Was ist Altersteilzeit?
Altersteilzeit ist ein arbeitsrechtliches Modell, das älteren Beschäftigten erlaubt, ihre Arbeitszeit vor der Rente zu reduzieren, während sie durch gesetzliche Zuschläge finanziell abgesichert bleiben.
📌 Ziel:
- Gleitender Übergang in den Ruhestand
- Entlastung im Alter
- Erhalt von sozialem Schutz und Rentenansprüchen
💡 Tipp: Altersteilzeit ist keine gesetzliche Pflicht, sondern freiwillige Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Rechtsgrundlage der Altersteilzeit
Die gesetzliche Grundlage war das Altersteilzeitgesetz (AltTZG), das bis 2009 mit staatlicher Förderung galt. Seitdem ist Altersteilzeit nur noch tariflich oder individuell geregelt – Förderungen entfallen, das Modell besteht jedoch fort.
📘 Bedingungen:
- Arbeitnehmer über 55 Jahre
- Mindestens 3 Jahre vor Rentenbeginn
- Arbeitszeit wird halbiert
- Arbeitgeber zahlt Aufstockungsbeträge (freiwillig oder tariflich geregelt)
Modelle der Altersteilzeit
✅ 1. Gleichverteilungsmodell (kontinuierlich)
✔ Reduzierung der Arbeitszeit auf 50 % für die gesamte Altersteilzeit
✔ Beispiel: statt 40 h → 20 h über 3 Jahre
✅ 2. Blockmodell
✔ Erste Hälfte: Vollzeit („Arbeitsphase“)
✔ Zweite Hälfte: Freistellung mit Entgelt („Freistellungsphase“)
✔ Beispiel: 3 Jahre Vollzeit, 3 Jahre bezahlt freigestellt
💡 Tipp: Das Blockmodell ist besonders beliebt, weil es einen vollen Ausstieg mit Vorlauf ermöglicht, ohne finanzielle Nachteile.
Finanzielle Auswirkungen der Altersteilzeit
📌 Der Arbeitgeber zahlt: ✔ Aufstockungsbetrag zum Gehalt (meist 20 % des Brutto)
✔ Rentenversicherungsbeiträge auf Basis von 80 % des letzten Bruttogehalts
📌 Ergebnis: ✔ Höheres Netto als bei reiner Halbierung
✔ Vollständige Anrechnung auf Rentenversicherung bis 80 %
🔹 Beispiel: Ein Arbeitnehmer mit 3.000 € brutto erhält in der ATZ ca. 1.500 € + 20 % Zuschuss = 1.800 € brutto
💡 Tipp: Die Altersteilzeit ermöglicht eine gute Balance aus Entlastung, Absicherung und Rentenerhalt.
Voraussetzungen für die Altersteilzeit
✔ Vollendetes 55. Lebensjahr
✔ Ununterbrochene sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den letzten 3 Jahren
✔ Vereinbarung mit Arbeitgeber (freiwillig oder tariflich geregelt)
✔ Zustimmung des Betriebsrats (falls vorhanden)
📌 Nicht geeignet für:
- Beamte (Sonderregelungen)
- Selbstständige
- Minijobber ohne Sozialversicherungspflicht
Vor- und Nachteile der Altersteilzeit
✅ Vorteile
✔ Gleitender Übergang in den Ruhestand
✔ Entlastung im Arbeitsalltag
✔ Teilweise Aufstockung von Gehalt und Rentenansprüchen
✔ Planungssicherheit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
❌ Nachteile
✔ Einkommensverlust (trotz Zuschuss)
✔ Kein gesetzlicher Anspruch mehr seit 2009
✔ Arbeitgeber muss bereit sein
✔ Rentenanspruch reduziert sich (wenn nicht vollständig aufgestockt)
💡 Tipp: Wer ATZ plant, sollte mindestens 3 Jahre vorher mit dem Arbeitgeber sprechen – und sich beraten lassen.
Altersteilzeit und Rentenanspruch
📌 Auswirkungen auf die Rente: ✔ Rentenpunkte werden weiterhin gutgeschrieben
✔ Berechnung basiert auf 80 % des letzten Gehalts
✔ Abschläge bei Frühverrentung bleiben bestehen
📘 Rentenbeginn kann flexibel gewählt werden:
- Mit 63 Jahren (ggf. mit Abschlag)
- Mit 65 oder 67 Jahren (je nach Geburtsjahr)
💡 Tipp: Eine Rentenauskunft vor Beginn der Altersteilzeit hilft, Versorgungslücken zu vermeiden.
Tarifverträge und individuelle Regelungen
Viele Branchen haben eigene Vereinbarungen zur Altersteilzeit, z. B.:
✔ Öffentlicher Dienst (TV ATZ)
✔ Metall- und Elektroindustrie
✔ Banken und Versicherungen
✔ Chemieindustrie
📌 Inhalte:
- Anspruchsdauer
- Höhe der Aufstockung
- Sozialversicherungsbeiträge
- Gestaltung des Modells (Block/Gleichverteilung)
💡 Tipp: In tarifgebundenen Unternehmen lohnt sich ein Blick in den Tarifvertrag – oft gibt es bessere Bedingungen als gesetzlich vorgeschrieben.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist Altersteilzeit?
→ Ein Modell für ältere Arbeitnehmer, das den Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand mit reduzierter Arbeitszeit erleichtert.
Wer hat Anspruch auf Altersteilzeit?
→ Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch mehr – sie muss individuell oder tariflich mit dem Arbeitgeber vereinbart werden.
Wie wirkt sich Altersteilzeit auf die Rente aus?
→ Rentenansprüche werden weiter aufgebaut – meist auf 80 % des früheren Einkommens.
Was ist besser: Blockmodell oder Gleichverteilung?
→ Das Blockmodell ermöglicht eine frühere vollständige Freistellung – die Wahl hängt von persönlichen und betrieblichen Gegebenheiten ab.
Welche Nachteile hat die Altersteilzeit?
→ Einkommensreduzierung, keine gesetzliche Pflicht zur Zustimmung durch den Arbeitgeber, leicht verringerte Rentenansprüche.
Fazit
Die Altersteilzeit ist ein bewährtes Modell für Arbeitnehmer, die sich einen weichen, gut planbaren Übergang in den Ruhestand wünschen. Sie bietet sowohl Entlastung als auch soziale Sicherheit – vorausgesetzt, sie wird frühzeitig und klug geplant.
Arbeitnehmer profitieren von erhaltener sozialer Absicherung, reduziertem Arbeitsdruck und planbarer Freizeitphase, während Unternehmen altersgerechte Personalplanung betreiben können.