Nach einem Schadenfall beginnt ein oft unterschätzter, aber entscheidender Prozess: die Adjustierung. Sie ist das Bindeglied zwischen Schadenmeldung und Entschädigungszahlung – und somit für Kunden wie Versicherer gleichermaßen wichtig.
Doch was bedeutet Adjustierung genau? Wie läuft sie ab? Und wer ist dafür verantwortlich?
In diesem Artikel erfährst du alles über die Definition, Funktion und Bedeutung der Adjustierung im Versicherungswesen, einschließlich typischer Abläufe und rechtlicher Rahmenbedingungen.
Was ist Adjustierung?
Die Adjustierung bezeichnet im Versicherungswesen die Prüfung und Bearbeitung eines Schadenfalls, um festzustellen, ob und in welcher Höhe der Versicherer leistungspflichtig ist.
📌 Merkmale der Adjustierung:
✅ Kombination aus technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Bewertung eines Schadens.
✅ Ziel ist es, eine faire und sachgerechte Regulierung zu gewährleisten.
✅ Wird von internen Schadenregulierern oder externen Sachverständigen (Adjusteuren) durchgeführt.
🔹 Beispiel:
Nach einem Wohnungsbrand beauftragt die Versicherung einen Adjusteur, um vor Ort den Schaden zu bewerten, Fotos zu machen und die Entschädigung zu berechnen.
💡 Tipp: Je komplexer der Schaden, desto umfangreicher die Adjustierung.
Ablauf einer Adjustierung
Der Adjustierungsprozess folgt meist einem festen Schema.
✅ 1. Schadenmeldung durch den Versicherungsnehmer
✔ Der Versicherte informiert den Versicherer über den entstandenen Schaden.
✅ 2. Sichtung und Vorprüfung durch den Versicherer
✔ Erste Prüfung auf Versicherungsumfang, Fristen, Obliegenheiten.
✅ 3. Einschaltung eines Adjusteurs oder Sachverständigen
✔ Vor-Ort-Termin zur Beweissicherung und Bewertung.
✔ Untersuchung der Schadenursache und -höhe.
✅ 4. Prüfung der Versicherungsbedingungen
✔ Abgleich mit Versicherungsumfang, Ausschlüssen und Obliegenheiten.
✅ 5. Regulierungsvorschlag und Entschädigungsangebot
✔ Erstellung eines Regulierungsberichts.
✔ Ermittlung der zahlungspflichtigen Summe.
🔹 Beispiel:
Bei einem Wasserschaden durch ein geplatztes Rohr prüft der Adjusteur, ob der Schaden durch die Police abgedeckt ist, ob Fahrlässigkeit vorliegt und wie hoch die Wiederherstellungskosten sind.
💡 Tipp: Versicherte sollten alle Unterlagen und Fotos sorgfältig aufbewahren, um die Adjustierung zu erleichtern.
Wer führt die Adjustierung durch?
Die Adjustierung wird entweder von internen Mitarbeitern des Versicherers oder von externen Schadenregulierern (Adjusteuren) durchgeführt.
1. Interne Schadenregulierer
- Fest angestellt bei der Versicherung.
- Bearbeiten einfache bis mittlere Schäden.
2. Externe Adjusteure oder Sachverständige
- Unabhängige Experten mit Spezialwissen.
- Eingesetzt bei komplexen, großen oder strittigen Schadenfällen.
🔹 Beispiel:
Ein technischer Sachverständiger bewertet den Totalschaden an einer Produktionsanlage, um die Entschädigung im Rahmen einer Betriebsunterbrechungsversicherung zu ermitteln.
💡 Tipp: Externe Adjusteure gewährleisten Neutralität und Fachkompetenz.
Typische Anwendungsbereiche der Adjustierung
📌 1. Gebäude- und Hausratversicherung
✔ Nach Schäden durch Brand, Sturm, Wasser oder Einbruch.
📌 2. Kfz-Versicherung
✔ Nach Unfällen, Diebstahl oder Vandalismus.
📌 3. Haftpflichtversicherung
✔ Prüfung, ob ein Dritter Anspruch auf Schadenersatz hat.
📌 4. Transportversicherung
✔ Komplexe Schäden bei internationalem Warenverkehr.
📌 5. Industrie- und Betriebsversicherungen
✔ Ermittlung von Betriebsunterbrechungsschäden, Maschinenschäden oder Produkthaftungsfällen.
💡 Tipp: Je größer der Schaden oder je höher das Risiko, desto professioneller muss die Adjustierung ablaufen.
Unterschied zwischen Adjustierung und Regulierung
Viele verwechseln die Begriffe Adjustierung und Regulierung.
| Begriff | Bedeutung |
|---|---|
| Adjustierung | Sachlich-rechtliche Prüfung des Schadenfalls |
| Regulierung | Konkrete Auszahlung oder Ablehnung nach der Prüfung |
💡 Tipp: Die Adjustierung ist die Vorstufe zur Regulierung – erst wenn der Schaden „adjustiert“ ist, erfolgt die Zahlung.
Rechtliche Rahmenbedingungen der Adjustierung
Die Adjustierung erfolgt auf Grundlage:
- des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG)
- der Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB)
- der Obliegenheiten des Versicherungsnehmers (z. B. Schadenminderungspflicht, Mitwirkungspflicht)
- ggf. des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB)
📌 Wichtige Pflichten des Versicherungsnehmers:
✔ Schaden unverzüglich melden
✔ Wahrheitsgemäße Angaben machen
✔ Mitwirkung bei der Aufklärung leisten
💡 Tipp: Verstöße gegen Obliegenheiten können zu Leistungskürzungen oder Ablehnung führen.
Vorteile einer professionellen Adjustierung
✅ 1. Klare Schadenbewertung
✔ Objektive Einschätzung durch Fachleute.
✅ 2. Faire Regulierung
✔ Keine Über- oder Unterzahlung.
✅ 3. Transparenz im Verfahren
✔ Versicherungsnehmer verstehen, wie die Entschädigung zustande kommt.
✅ 4. Vermeidung von Streitigkeiten
✔ Bei objektiver Prüfung ist die Akzeptanz der Entscheidung höher.
💡 Tipp: Versicherungsnehmer können bei Bedarf auch eigene Sachverständige beauftragen, um ein Gegengutachten zu erstellen.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist die Aufgabe eines Adjusteurs?
→ Der Adjusteur prüft den Schaden sachlich und rechtlich und ermittelt die Entschädigungssumme.
Wie lange dauert eine Adjustierung?
→ Je nach Komplexität wenige Tage bis mehrere Wochen.
Muss ich einen Adjusteur akzeptieren?
→ Bei externen Experten kann ein Versicherungsnehmer ein Gegengutachten verlangen.
Kann ich als Versicherungsnehmer Einfluss auf die Adjustierung nehmen?
→ Ja, durch Mitwirkung und Bereitstellung aller relevanten Informationen.
Was passiert, wenn der Adjusteur Fehler macht?
→ Es kann eine Neubewertung oder ein gerichtliches Gutachten beantragt werden.
Fazit
Die Adjustierung ist ein zentrales Element im Schadensfall. Sie ermöglicht eine faire, transparente und sachgerechte Bewertung von Versicherungsfällen – sowohl im Interesse des Versicherers als auch des Kunden.
💡 Tipp: Wer sich an die Pflichten hält und alle nötigen Informationen bereitstellt, hat gute Chancen auf eine schnelle und faire Regulierung!