Abschlusskostenfinanzierung

Beim Abschluss von Versicherungen und Finanzverträgen fallen oft hohe Abschlusskosten an. Diese Kosten können entweder einmalig gezahlt oder über die Laufzeit des Vertrags verteilt werden – letzteres nennt man Abschlusskostenfinanzierung.

Doch was genau bedeutet Abschlusskostenfinanzierung? Welche Vor- und Nachteile hat sie? Und in welchen Produkten wird sie angewendet?

In diesem Artikel erfährst du alles über die Funktionsweise, Berechnung und Auswirkungen der Abschlusskostenfinanzierung sowie Tipps, wie du hohe Kosten vermeiden kannst.


Was ist Abschlusskostenfinanzierung?

Die Abschlusskostenfinanzierung beschreibt ein Modell, bei dem die Abschlusskosten eines Vertrags nicht sofort fällig werden, sondern über die gesamte Vertragslaufzeit verteilt und aus den Beiträgen finanziert werden.

📌 Merkmale der Abschlusskostenfinanzierung:
✅ Verhindert hohe einmalige Kosten bei Vertragsabschluss.
✅ Abschlusskosten werden über mehrere Jahre verteilt.
✅ Besonders bei Lebens- und Rentenversicherungen sowie Altersvorsorgeprodukten üblich.

🔹 Beispiel:
Ein Kunde schließt eine Lebensversicherung mit 2.000 € Abschlusskosten ab. Anstatt diesen Betrag sofort zu zahlen, wird er über 10 Jahre verteilt, sodass jährlich 200 € Abschlusskosten anfallen.

💡 Tipp: Durch Abschlusskostenfinanzierung werden die Anfangsverluste eines Vertrags reduziert, aber es können langfristig höhere Gesamtkosten entstehen.


Wie werden Abschlusskosten finanziert?

Die Abschlusskostenfinanzierung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:

1. Sofortige Verrechnung mit den ersten Beiträgen (Zillmerung)

  • Die Abschlusskosten werden in den ersten Vertragsjahren verrechnet.
  • Dadurch bleibt zunächst weniger Geld für die Kapitalbildung übrig.
  • Besonders üblich bei klassischen Lebens- und Rentenversicherungen.

📌 Beispiel:
In den ersten 3 Jahren eines Versicherungsvertrags fließt ein Großteil der Beiträge in die Abschlusskosten – erst danach beginnt der echte Vermögensaufbau.

💡 Nachteil: Wer früh kündigt, erhält oft wenig oder gar kein Guthaben zurück.

2. Gleichmäßige Verteilung über die Laufzeit (Ungezillmerte Tarife)

  • Die Abschlusskosten werden über die gesamte Laufzeit in kleinen Beträgen verrechnet.
  • Die Kapitalbildung beginnt von Anfang an.
  • Üblich bei modernen Netto-Tarifen oder Honorarberatung.

📌 Beispiel:
Bei einer 30-jährigen Rentenversicherung werden die Abschlusskosten über die vollen 30 Jahre verteilt, sodass es keine hohe Anfangsbelastung gibt.

💡 Tipp: Diese Methode ist fairer, aber Versicherer verdienen oft weniger Provisionen daran.

3. Verrechnung mit der Ablaufleistung

  • Die Abschlusskosten werden erst am Ende der Vertragslaufzeit verrechnet.
  • Besonders bei fondsgebundenen Produkten üblich.

📌 Beispiel:
Ein Fondsprodukt erhebt die Abschlusskosten erst bei der Auszahlung – dafür fallen höhere Gebühren an.

💡 Tipp: Klingt verlockend, kann aber durch versteckte Gebühren teuer werden.


Welche Produkte nutzen Abschlusskostenfinanzierung?

🔹 1. Lebens- und Rentenversicherungen

  • Zillmerung oder gleichmäßige Kostenverteilung über die Laufzeit.
  • Hohe Anfangskosten können die ersten Jahre kaum Rendite bringen.

🔹 2. Private Krankenversicherung (PKV)

  • Abschlusskosten werden meist in den ersten Jahren verrechnet.
  • Wechsel in den ersten Jahren kann teuer sein.

🔹 3. Altersvorsorge-Produkte (Riester, Rürup, Betriebsrente)

  • Kosten können entweder sofort oder über die Laufzeit verteilt werden.
  • Produkte mit niedrigen Kosten sind langfristig profitabler.

🔹 4. Fondsgebundene Versicherungen und Investmentprodukte

  • Häufig werden Abschlusskosten mit der Ablaufleistung verrechnet.
  • ETF-gebundene Produkte haben oft günstigere Kostenmodelle.

💡 Tipp: Vor Abschluss prüfen, wie und wann die Abschlusskosten verrechnet werden!


Vor- und Nachteile der Abschlusskostenfinanzierung

Vorteile:

✔ Verhindert hohe Einmalkosten beim Vertragsabschluss.
✔ Erhöht die Transparenz bei modernen Versicherungstarifen.
✔ Kunden müssen nicht sofort hohe Beträge zahlen.
✔ Fairere Kostenverteilung bei langfristigen Verträgen.

Nachteile:

Verzögerter Kapitalaufbau – in den ersten Jahren wenig Sparleistung.
Frühzeitige Kündigung führt zu hohen Verlusten.
Langfristig oft höhere Gesamtkosten als bei Direktzahlungen.
✘ Nicht immer transparent – viele Kunden merken nicht, wie viel sie zahlen.

💡 Tipp: Wer flexibel bleiben will, sollte Tarife mit niedrigen Abschlusskosten oder Nettotarife wählen.


Wie beeinflusst die Abschlusskostenfinanzierung die Rendite?

Hohe Abschlusskosten bremsen die Rendite besonders in den ersten Jahren.

🔹 Vergleich: Versicherung mit vs. ohne hohe Abschlusskosten

KriteriumZillmerung (hohe Anfangskosten)Gleichmäßige Verteilung (niedrige Anfangskosten)
Beitrag pro Monat100 €100 €
Abschlusskosten4.000 € (erste Jahre)4.000 € (über Laufzeit verteilt)
Kapital nach 5 Jahren2.000 € (Verlust durch hohe Kosten)5.500 € (Rendite beginnt früher)
Endkapital nach 30 Jahren (5 % Rendite)150.000 €160.000 €

💡 Tipp: Wer früh kündigt, verliert oft einen Großteil seines Vertragswerts!


Wie kann man hohe Abschlusskosten vermeiden?

1. Ungezillmerte Tarife wählen
✔ Versicherungen mit gleichmäßiger Kostenverteilung sparen langfristig Geld.

2. Direktversicherer & ETFs statt teurer Fonds
✔ Direktversicherer haben oft niedrigere Gebühren als Makler-Produkte.
✔ ETF-basierte Altersvorsorgeprodukte sparen hohe Abschlusskosten.

3. Vertragsbedingungen genau prüfen
✔ Wie werden die Kosten verrechnet? Sind sie transparent ausgewiesen?

4. Vergleichen & Honorarberatung nutzen
✔ Unabhängige Finanzberatung kann helfen, bessere Produkte ohne hohe Kosten zu finden.

💡 Tipp: Eine Honorarberatung ist oft günstiger als Produkte mit hohen Provisionen.


Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was bedeutet Abschlusskostenfinanzierung genau?
→ Abschlusskosten werden über die Vertragslaufzeit verteilt, statt auf einmal fällig zu werden.

Sind gezillmerte Tarife schlecht?
→ Sie können problematisch sein, wenn der Vertrag früh gekündigt wird.

Kann ich Abschlusskosten vermeiden?
→ Ja, mit kostengünstigen Direktversicherungen oder ETF-Altersvorsorge.

Ist Abschlusskostenfinanzierung günstiger als Einmalzahlung?
→ Nein, oft führt sie zu höheren Gesamtkosten, da sie langfristig verzinst wird.


Fazit

Die Abschlusskostenfinanzierung ist ein gängiges Modell, um hohe Abschlusskosten über die Vertragslaufzeit zu verteilen. Sie kann finanzielle Belastungen reduzieren, führt aber oft zu höheren Gesamtkosten und einem langsameren Kapitalaufbau.

💡 Tipp: Wer langfristig sparen möchte, sollte kostenarme Alternativen wie ETF-Renten oder Honorarberatung in Betracht ziehen!