Eine Lebensversicherung zählt zu den wichtigsten Bausteinen der finanziellen Vorsorge. Sie schützt Angehörige vor den finanziellen Folgen eines plötzlichen Todesfalls und kann darüber hinaus zur privaten Altersvorsorge beitragen. Für viele Menschen ist sie auch ein Mittel zur Absicherung langfristiger Verpflichtungen, etwa bei Immobilienkrediten. Doch angesichts zahlreicher Varianten, komplexer Tarifmodelle und steuerlicher Aspekte fällt es vielen schwer, die richtige Entscheidung zu treffen.
In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, welche Arten von Lebensversicherungen es gibt, welche Vor- und Nachteile sie haben, für wen sie sich eignen und worauf Sie beim Abschluss unbedingt achten sollten. Ziel ist es, Ihnen alle Informationen an die Hand zu geben, die Sie für eine informierte und passende Entscheidung benötigen.
Was genau ist eine Lebensversicherung?
Eine Lebensversicherung ist ein Vertrag zwischen einer Privatperson (Versicherungsnehmer) und einer Versicherungsgesellschaft. Der Versicherungsnehmer verpflichtet sich, regelmäßige Beiträge über einen festgelegten Zeitraum zu zahlen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Versicherer, im Todesfall oder beim Erreichen eines vertraglich bestimmten Endzeitpunkts eine Geldleistung zu erbringen.
Diese Leistung kann entweder an Hinterbliebene ausgezahlt werden – typischerweise bei einer Risikolebensversicherung – oder an den Versicherungsnehmer selbst, wenn dieser den Ablauf der Vertragslaufzeit erlebt – wie bei einer kapitalbildenden oder fondsgebundenen Lebensversicherung. Die Höhe der Auszahlung richtet sich nach der vereinbarten Versicherungssumme, den eingezahlten Beiträgen und – bei kapitalbildenden Policen – nach möglichen Überschüssen oder der Wertentwicklung von Investmentfonds.
Die Lebensversicherung erfüllt also zwei zentrale Funktionen: Sie dient der finanziellen Absicherung im Todesfall und kann – je nach Modell – gleichzeitig eine Form des Sparens darstellen. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen Risikoschutz und kapitalbildenden Versicherungen, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.
Die verschiedenen Arten der Lebensversicherung
Risikolebensversicherung
Die Risikolebensversicherung ist die klassische Form der Absicherung für den Todesfall. Sie zahlt eine vertraglich festgelegte Summe an eine oder mehrere bezugsberechtigte Personen aus, wenn die versicherte Person während der Laufzeit verstirbt. Diese Variante ist insbesondere für Familien mit Kindern, Alleinverdiener, Kreditnehmer und Unternehmer von großer Bedeutung.
Der Vorteil dieser Variante liegt in ihrer Effizienz: Mit vergleichsweise niedrigen Beiträgen lassen sich hohe Versicherungssummen realisieren. Der Grund dafür ist einfach – es wird keine Kapitalleistung im Erlebensfall vorgesehen. Der gesamte Beitrag fließt in das Risiko der Todesfallabsicherung, was diese Versicherung besonders günstig macht. Allerdings bedeutet dies auch, dass bei Ablauf der Vertragslaufzeit und Überleben der versicherten Person keine Auszahlung erfolgt.
Die Risikolebensversicherung eignet sich hervorragend zur Absicherung von Verpflichtungen, die zeitlich befristet sind – beispielsweise ein laufender Immobilienkredit oder die finanzielle Unterstützung minderjähriger Kinder. Stirbt die versicherte Person während dieser Zeit, verhindert die Versicherung, dass die Hinterbliebenen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Besonders wichtig ist dies für Haushalte mit nur einem Hauptverdiener.
Die Beiträge zur Risikolebensversicherung hängen stark vom Alter und Gesundheitszustand des Versicherten ab. Auch Risikofaktoren wie Rauchen, gefährliche Hobbys oder Vorerkrankungen können zu Beitragszuschlägen führen. Eine Gesundheitsprüfung ist bei Vertragsabschluss in der Regel obligatorisch.
Kapitallebensversicherung
Im Gegensatz zur Risikolebensversicherung kombiniert die Kapitallebensversicherung die Absicherung im Todesfall mit einem langfristigen Sparvorgang. Das bedeutet, dass nicht nur eine Leistung im Todesfall vereinbart wird, sondern auch eine Auszahlung bei Erleben des Vertragsendes. Damit eignet sich diese Versicherungsform besonders für Menschen, die Sicherheit schätzen und gleichzeitig Vermögen aufbauen möchten.
Ein Teil der gezahlten Beiträge fließt in die Risikoabsicherung, der andere Teil wird angespart und verzinst. Zusätzlich können Überschüsse anfallen, die die Ablaufleistung erhöhen. Diese Überschüsse sind jedoch nicht garantiert und hängen von der wirtschaftlichen Situation des Versicherers sowie von der Kapitalmarktlage ab.
Kapitallebensversicherungen waren vor der Niedrigzinsphase ein beliebtes Mittel zur privaten Altersvorsorge. Heute sind die garantierten Zinsen jedoch stark gesunken, was die Attraktivität vieler klassischer Policen mindert. Dennoch bieten sie ein hohes Maß an Planungssicherheit, da eine garantierte Mindestleistung zugesichert wird. Gerade konservative Anleger schätzen diesen Aspekt.
Ein weiterer Vorteil besteht in der steuerlichen Behandlung älterer Verträge: Kapitallebensversicherungen, die vor 2005 abgeschlossen wurden und bestimmte Bedingungen erfüllen, können steuerfrei ausgezahlt werden. Neue Verträge unterliegen dagegen in Teilen der Besteuerung – darauf wird später im Text noch ausführlich eingegangen.
Fondsgebundene Lebensversicherung
Die fondsgebundene Lebensversicherung verfolgt einen anderen Ansatz: Sie verbindet die Todesfallabsicherung mit einer chancenorientierten Geldanlage. Der Sparanteil des Beitrags wird hier nicht konservativ verzinst, sondern in Investmentfonds investiert – zum Beispiel Aktienfonds, Mischfonds oder nachhaltige ESG-Fonds. Die Höhe der Auszahlung hängt also maßgeblich von der Entwicklung der Kapitalmärkte ab.
Diese Form eignet sich für Menschen mit langfristigem Anlagehorizont, die bereit sind, Schwankungen in Kauf zu nehmen, um von höheren Renditechancen zu profitieren. Die fondsgebundene Lebensversicherung ist besonders in Zeiten niedriger Zinsen eine interessante Alternative zur klassischen Kapitallebensversicherung – allerdings nur für risikobewusste Anleger.
Ein wesentlicher Vorteil liegt in der Flexibilität: Versicherungsnehmer können oft zwischen verschiedenen Fonds wählen oder ihre Anlagestrategie im Laufe der Zeit anpassen. Dennoch sollten sie sich bewusst sein, dass es keine garantierte Ablaufleistung gibt. Auch die Kostenstruktur kann komplexer sein, da neben Versicherungs- und Verwaltungskosten auch Fondsgebühren anfallen.
Fondsgebundene Lebensversicherungen können sich auch steuerlich lohnen – insbesondere wenn sie über zwölf Jahre laufen und erst nach dem 62. Lebensjahr ausgezahlt werden. Dann kommt das sogenannte Halbeinkünfteverfahren zur Anwendung, das die steuerliche Belastung reduziert.
Vertragslaufzeit, Dynamik und Nachversicherungsgarantie
Die Bedeutung der richtigen Vertragslaufzeit
Die Wahl der passenden Vertragslaufzeit ist einer der wichtigsten Faktoren beim Abschluss einer Lebensversicherung. Sie bestimmt nicht nur, wie lange der Versicherungsschutz besteht, sondern hat auch direkte Auswirkungen auf Beitragshöhe, Steuerwirkung und die Höhe der späteren Auszahlung.
Bei einer Risikolebensversicherung sollte die Laufzeit so gewählt werden, dass sie den Zeitraum abdeckt, in dem finanzielle Verpflichtungen bestehen – beispielsweise die Kindeserziehung, ein laufender Immobilienkredit oder die Pflege eines Angehörigen. Typischerweise wählen junge Familien Laufzeiten von 20 bis 30 Jahren. Der Schutz soll so lange bestehen, bis die Kinder finanziell unabhängig oder Kredite abbezahlt sind.
Bei kapitalbildenden oder fondsgebundenen Lebensversicherungen wird die Laufzeit meist auf das Renteneintrittsalter abgestimmt – also zwischen dem 60. und dem 67. Lebensjahr. Denn das Ziel ist hier nicht nur die Absicherung im Todesfall, sondern auch der langfristige Kapitalaufbau. Eine zu kurze Laufzeit reduziert die Sparzeit und damit die Ablaufleistung, während eine zu lange Laufzeit zu höheren Gesamtkosten führen kann.
Dynamik: Schutz vor Inflation
Ein wichtiger Baustein, der bei vielen Lebensversicherungen optional angeboten wird, ist die sogenannte Dynamik. Dabei handelt es sich um eine automatische jährliche Erhöhung der Beiträge – in der Regel um einen festen Prozentsatz, etwa 2 oder 3 %. Damit wächst auch die Versicherungssumme entsprechend mit. Ziel ist es, den Versicherungsschutz an die steigenden Lebenshaltungskosten und die Inflation anzupassen.
Ohne Dynamik besteht die Gefahr, dass die ursprünglich gewählte Versicherungssumme im Laufe der Jahrzehnte an realem Wert verliert. 200.000 Euro heute könnten in 25 Jahren inflationsbereinigt deutlich weniger Kaufkraft haben. Die Dynamik ist daher ein sinnvolles Instrument, um die reale Absicherung aufrechtzuerhalten.
Ein weiterer Vorteil: Die Erhöhungen im Rahmen der Dynamik erfolgen in der Regel ohne erneute Gesundheitsprüfung. Versicherte haben aber das Recht, einzelne Dynamikschritte abzulehnen – etwa bei veränderten Einkommensverhältnissen. Wer mehrere Jahre in Folge auf eine Erhöhung verzichtet, verliert allerdings unter Umständen das Recht auf künftige Dynamiksteigerungen. Es lohnt sich also, bewusst zu prüfen, wann eine Ablehnung sinnvoll ist und wann nicht.
Nachversicherungsgarantie: Absicherung bei Lebensveränderungen
Viele Lebensversicherungen bieten eine sogenannte Nachversicherungsgarantie. Sie ermöglicht es, die Versicherungssumme nachträglich zu erhöhen – etwa bei bestimmten Lebensereignissen – ohne dass eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich ist. Solche Ereignisse sind zum Beispiel:
- Heirat oder eingetragene Lebenspartnerschaft
- Geburt oder Adoption eines Kindes
- Immobilienkauf oder Aufnahme eines Kredits
- Existenzgründung
- Wechsel in die Selbstständigkeit
Diese Garantie ist besonders wertvoll, weil sich Lebenssituationen ändern können – und damit auch der Versicherungsbedarf. Wer beispielsweise bei Abschluss der Versicherung noch keine Familie hat, kann später durch die Geburt eines Kindes den Schutz unkompliziert anpassen. Gerade bei langlaufenden Verträgen ist diese Flexibilität ein entscheidender Vorteil.
Allerdings gilt die Nachversicherungsgarantie oft nur bis zu einem bestimmten Alter (z. B. 50 oder 55 Jahre) und ist meist an eine maximale Erhöhungssumme gekoppelt. Deshalb sollte man die Vertragsbedingungen genau prüfen und die Garantie frühzeitig nutzen, wenn der Bedarf entsteht.
Lebensversicherung in verschiedenen Lebensphasen
Die Lebensversicherung begleitet viele Menschen über Jahrzehnte – von der Familiengründung bis in den Ruhestand. Je nach Lebensphase ändern sich die Anforderungen an den Versicherungsschutz.
Junge Erwachsene und Berufseinsteiger
In dieser Phase haben viele Menschen noch keine familiären Verpflichtungen. Trotzdem kann der frühe Abschluss einer Lebensversicherung sinnvoll sein – vor allem, weil der Gesundheitszustand in jungen Jahren meist gut ist und die Beiträge entsprechend niedrig ausfallen. Wer zu diesem Zeitpunkt eine Risikolebensversicherung abschließt, profitiert oft von günstigen Konditionen, die über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg gelten.
Auch wenn Kapitalaufbau noch kein zentrales Thema ist, kann es sich lohnen, früh mit einer fondsgebundenen Lebensversicherung zu starten. Der langfristige Anlagehorizont von 30 oder mehr Jahren ermöglicht es, Kursschwankungen auszugleichen und Renditechancen bestmöglich zu nutzen.
Familiengründung
Die Lebensversicherung wird in dieser Lebensphase besonders wichtig. Mit der Verantwortung für Kinder oder einen Partner steigt auch der Absicherungsbedarf. Die Risikolebensversicherung gehört in dieser Zeit zur Grundausstattung jeder Familienvorsorge. Sie schützt den Lebensstandard der Familie, sollte der Hauptverdiener unerwartet versterben.
Wichtig ist hier die ausreichende Höhe der Versicherungssumme. Diese sollte so bemessen sein, dass sie Einkommensausfälle über mehrere Jahre ausgleichen kann – inklusive laufender Kosten, Schulden und Ausbildung der Kinder.
Selbstständigkeit und Unternehmertum
Selbstständige tragen nicht nur persönliche Verantwortung, sondern oft auch finanzielle Verpflichtungen gegenüber Geschäftspartnern, Banken oder Mitarbeitern. Eine Lebensversicherung kann in dieser Phase helfen, Kredite abzusichern, eine Unternehmensnachfolge zu regeln oder die Familie gegen die finanziellen Risiken einer plötzlichen Geschäftsaufgabe zu schützen.
Je nach Geschäftsmodell können auch sogenannte Keyman-Versicherungen relevant werden – Lebensversicherungen, bei denen das Unternehmen der Versicherungsnehmer ist und auf eine Schlüsselperson (z. B. Geschäftsführer oder Inhaber) abgeschlossen wird.
Ruhestand und Senioren
Im Rentenalter entfällt in vielen Fällen der Bedarf an einer Risikolebensversicherung. Kinder sind oft längst selbstständig, Kredite abbezahlt. Wer jedoch eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen hat, kann sich jetzt über die Auszahlung der Ablaufleistung freuen – entweder in Form einer einmaligen Summe oder als lebenslange Rente, je nach Vertragsgestaltung.
Für ältere Menschen, die keine kapitalbildende Police mehr abschließen möchten, aber dennoch ihre Bestattungskosten absichern wollen, kann eine Sterbegeldversicherung infrage kommen. Auch wenn sie finanziell meist nicht ideal ist, bietet sie vielen Senioren ein Gefühl der Entlastung gegenüber den Angehörigen.
Steuerliche Behandlung der Lebensversicherung
Die steuerliche Behandlung einer Lebensversicherung hängt von mehreren Faktoren ab – unter anderem vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, der Art der Versicherung, der Auszahlungsform und der Vertragslaufzeit. Wer seine Steuerlast optimieren möchte, sollte sich frühzeitig mit den entsprechenden Regelungen vertraut machen.
Altverträge (Abschluss vor 2005)
Lebensversicherungen, die vor dem 1. Januar 2005 abgeschlossen wurden, genießen einen steuerlichen Bestandsschutz. Das bedeutet: Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, kann die Ablaufleistung komplett steuerfrei ausbezahlt werden. Die Bedingungen lauten:
- Der Vertrag muss eine Mindestlaufzeit von 12 Jahren aufweisen.
- Die Auszahlung darf frühestens nach Ablauf von fünf Jahren erfolgen.
- Die Beiträge müssen regelmäßig gezahlt worden sein.
- Es muss sich um eine Kapitallebensversicherung mit garantierter Mindestleistung handeln.
Für viele dieser Altverträge entfällt damit die Steuer auf Zinserträge und Überschüsse – ein klarer Vorteil gegenüber Neuverträgen.
Neuverträge (ab 2005)
Für Lebensversicherungen, die ab dem 1. Januar 2005 abgeschlossen wurden, gelten strengere steuerliche Regeln. Grundsätzlich unterliegen Kapitalerträge aus der Versicherung der sogenannten Abgeltungsteuer. Diese beträgt 25 %, zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer.
Es gibt jedoch Ausnahmen: Wird der Vertrag mindestens 12 Jahre gehalten und erfolgt die Auszahlung nach dem 62. Lebensjahr (bei älteren Verträgen nach dem 60. Lebensjahr), greift das sogenannte Halbeinkünfteverfahren. Das bedeutet, dass nur 50 % der Erträge mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert werden müssen – was vor allem im Ruhestand zu einer geringeren Steuerlast führen kann.
Risikolebensversicherung
Da hier keine Kapitalbildung stattfindet, gibt es keine Erträge im steuerlichen Sinn. Die Beiträge sind daher grundsätzlich nicht steuerlich absetzbar, außer sie fallen unter bestimmte Sonderausgaben (z. B. Vorsorgeaufwendungen im Rahmen der Steuererklärung). Die Auszahlung im Todesfall erfolgt in der Regel steuerfrei, es sei denn, sie überschreitet die Erbschaftsteuerfreibeträge.
Erbschaft- und Schenkungsteuer
Wird die Versicherungsleistung im Todesfall an eine bezugsberechtigte Person ausgezahlt, zählt sie rechtlich zum Nachlass – es sei denn, Versicherungsnehmer und versicherte Person sind nicht identisch. In solchen Fällen ist die Auszahlung erbschaftsteuerpflichtig, sobald die jeweiligen Freibeträge überschritten werden. Diese betragen beispielsweise 500.000 € für Ehegatten oder 400.000 € für Kinder.
Vertragsbeendigung: Kündigung, Beitragsfreistellung, Verkauf
Nicht immer kann oder möchte man einen Lebensversicherungsvertrag bis zum Ende durchhalten. In solchen Fällen gibt es mehrere Optionen, um aus dem Vertrag auszusteigen oder ihn vorübergehend ruhen zu lassen.
Kündigung der Lebensversicherung
Eine Kündigung ist jederzeit möglich. Dabei erhält der Versicherungsnehmer den sogenannten Rückkaufswert, der aus dem angesparten Kapital abzüglich Abschluss- und Verwaltungskosten besteht. In den ersten Vertragsjahren kann dieser Wert allerdings sehr niedrig ausfallen – manchmal sogar unter den bisher eingezahlten Beiträgen.
Zudem kann die Kündigung steuerliche Nachteile mit sich bringen. Bei jüngeren Verträgen unterliegt der Rückkaufswert teilweise der Abgeltungsteuer. Und: Der Versicherungsschutz entfällt mit sofortiger Wirkung.
Die Kündigung sollte also nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn der finanzielle Druck hoch ist oder sich deutlich lukrativere Alternativen ergeben. Wer aussteigen möchte, sollte zunächst prüfen, ob andere Möglichkeiten bestehen.
Beitragsfreistellung
Die Beitragsfreistellung ist eine gängige Alternative zur Kündigung. Dabei ruht der Vertrag – es werden keine Beiträge mehr gezahlt, der Vertrag bleibt aber bestehen. Die angesparte Summe verzinst sich weiter, allerdings reduziert sich die spätere Ablaufleistung deutlich.
Ein Vorteil der Freistellung: Der Versicherungsschutz bleibt – je nach Art des Vertrags – ganz oder teilweise erhalten. Später kann der Vertrag unter bestimmten Voraussetzungen wieder aktiviert werden. Für viele Verbraucher ist dies ein flexibler Kompromiss zwischen Kündigung und Weiterführung.
Verkauf der Lebensversicherung (Zweitmarkt)
Eine dritte Option ist der Verkauf des Vertrags an ein spezialisiertes Unternehmen. Solche Zweitmarktanbieter kaufen Lebensversicherungen mit hohem Rückkaufswert auf, führen sie selbst weiter und zahlen dem ursprünglichen Versicherungsnehmer eine Summe, die in vielen Fällen über dem Rückkaufswert liegt.
Der Verkauf lohnt sich vor allem bei alten, kapitalbildenden Verträgen mit langer Laufzeit und guter Verzinsung. Zu beachten ist, dass nicht alle Policen für den Zweitmarkt geeignet sind – Risikolebensversicherungen beispielsweise sind ausgeschlossen. Der Verkauf kann auch steuerlich Vorteile bringen, da die Auszahlung unter Umständen als Kapitalertrag gewertet wird und nicht voll der Einkommensteuer unterliegt.
Häufige Fehler beim Abschluss einer Lebensversicherung
Die Entscheidung für eine Lebensversicherung sollte wohlüberlegt sein – denn Fehler bei Vertragswahl, Laufzeit oder Versicherungssumme können langfristig teuer werden. Zu den häufigsten Stolperfallen gehören:
1. Zu geringe Versicherungssumme:
Viele Menschen unterschätzen den Bedarf im Todesfall. Eine Faustregel besagt, dass die Versicherungssumme mindestens das Drei- bis Fünffache des Bruttojahreseinkommens betragen sollte – bei jungen Familien auch mehr.
2. Zu kurze Laufzeit:
Wenn der Vertrag endet, bevor finanzielle Verpflichtungen abbezahlt sind oder die Kinder selbstständig sind, entsteht eine gefährliche Lücke. Die Laufzeit sollte realistisch geplant werden.
3. Fehlende Dynamik:
Ohne jährliche Erhöhung der Versicherungssumme droht eine schleichende Entwertung durch Inflation. Eine Dynamik schützt den realen Wert der Absicherung.
4. Unpassende Produktwahl:
Nicht jede Lebensversicherung passt zu jedem Lebensziel. Wer lediglich eine Risikoabsicherung braucht, sollte keine kapitalbildende Police wählen – und umgekehrt.
5. Keine Nachversicherung:
Verträge ohne Nachversicherungsgarantie lassen sich bei veränderten Lebensumständen nur schwer anpassen. Das kann später zu teuren Neuabschlüssen führen – oft mit schlechteren Konditionen.
Rechenbeispiele: So viel kostet und bringt eine Lebensversicherung
Um die Funktionsweise und Kosten einer Lebensversicherung greifbar zu machen, helfen konkrete Zahlen. Im Folgenden zwei vereinfachte Rechenbeispiele für unterschiedliche Vertragsarten.
Beispiel 1: Risikolebensversicherung
Ausgangssituation:
Ein 35-jähriger, nichtrauchender Familienvater möchte seine Ehefrau und zwei Kinder absichern. Er wählt eine Versicherungssumme von 300.000 €, Laufzeit 25 Jahre.
Ergebnis:
Die monatliche Prämie beträgt – je nach Anbieter und Gesundheitszustand – etwa 15 bis 25 €. Stirbt der Versicherte während der Laufzeit, wird die volle Summe an die Familie ausgezahlt. Überlebt er die 25 Jahre, endet der Vertrag ohne Leistung. Die Gesamtkosten liegen über die Laufzeit bei rund 5.000–7.500 €, die finanzielle Absicherung beträgt im Ernstfall jedoch ein Vielfaches.
Beispiel 2: Kapitallebensversicherung
Ausgangssituation:
Eine 40-jährige Angestellte möchte fürs Alter vorsorgen und gleichzeitig ihre Tochter im Todesfall absichern. Sie schließt eine kapitalbildende Lebensversicherung mit 25 Jahren Laufzeit und 100.000 € Zielkapital ab.
Ergebnis:
Die monatliche Prämie beträgt etwa 150–180 €, abhängig vom Garantiezins, Versicherer und Leistungsumfang. Am Ende der Laufzeit erhält sie – bei konservativer Verzinsung – rund 100.000 bis 120.000 €, bei günstiger wirtschaftlicher Entwicklung mehr. Stirbt sie vorzeitig, wird die garantierte Versicherungssumme an die Tochter ausgezahlt.
Diese Beispiele zeigen: Eine Lebensversicherung kann entweder eine günstige Absicherung im Todesfall oder ein kombinierter Schutz mit Sparfunktion sein – je nach Zielsetzung.
Lebensversicherung im Vergleich zu anderen Vorsorgemodellen
Lebensversicherungen sind nicht die einzige Möglichkeit, um vorzusorgen oder Vermögen aufzubauen. Je nach Risikobereitschaft, Zeitrahmen und Ziel eignen sich auch andere Modelle.
Merkmal | Risikolebensversicherung | Kapitallebensversicherung | Fondsgebundene LV | ETF-Sparplan | Rürup-/Basisrente |
---|---|---|---|---|---|
Todesfallschutz | ✅ Sehr hoch | ✅ Mittel | ✅ Mittel | ❌ Keine | ✅ Möglich (je nach Tarif) |
Kapitalaufbau | ❌ Nein | ✅ Garantiert | ✅ Marktabhängig | ✅ Hoch | ✅ Staatlich gefördert |
Renditechance | ❌ Keine | ❌ Gering | ✅ Mittel bis hoch | ✅ Hoch | ✅ Mittel |
Flexibilität | ✅ Hoch | ❌ Gering | ❌ Eingeschränkt | ✅ Hoch | ❌ Eingeschränkt |
Steuerliche Vorteile | ❌ Gering | ✅ Bei Altverträgen | ✅ Halbeinkünfte möglich | ✅ Bei langer Laufzeit | ✅ Ja |
Kosten | ✅ Gering | ❌ Hoch | ❌ Hoch | ✅ Gering | ❌ Mittel bis hoch |
Fazit:
Die Lebensversicherung eignet sich besonders dann, wenn ein Todesfallschutz gewünscht ist – allein oder in Kombination mit langfristigem Sparen. Wer hingegen nur Vermögen aufbauen möchte, findet in ETFs, Fonds oder staatlich geförderten Rentenformen häufig günstigere Alternativen. Die Kombination mehrerer Produkte ist häufig der beste Weg.
Häufige Fragen zur Lebensversicherung (FAQ)
Wie hoch sollte meine Versicherungssumme sein?
Eine gängige Faustregel empfiehlt das Drei- bis Fünffache des jährlichen Bruttoeinkommens. Bei Familien mit kleinen Kindern oder Immobilienkrediten kann auch das Siebenfache sinnvoll sein. Wichtig ist, alle laufenden Verpflichtungen sowie zukünftige Bedarfe (z. B. Ausbildung der Kinder) zu berücksichtigen.
Was passiert, wenn ich Beiträge nicht mehr zahlen kann?
In solchen Fällen ist eine Beitragsfreistellung möglich. Der Vertrag ruht, es erfolgt keine weitere Einzahlung, aber ein reduzierter Versicherungsschutz bleibt bestehen. Alternativ kann der Vertrag auch gekündigt oder – bei kapitalbildenden Policen – verkauft werden.
Lohnt sich eine fondsgebundene Lebensversicherung?
Das hängt vom Risikoprofil des Versicherten ab. Wer langfristig anlegt und Kursschwankungen verkraftet, kann von den höheren Renditechancen profitieren. Allerdings gibt es keine garantierte Ablaufleistung. Wer Sicherheit sucht, ist mit klassischen Tarifen besser bedient.
Muss ich bei einer Lebensversicherung eine Gesundheitsprüfung machen?
Bei Risikolebensversicherungen ist die Gesundheitsprüfung fast immer Pflicht. Auch kapitalbildende Policen beinhalten häufig eine vereinfachte Gesundheitsprüfung. Wer Vorerkrankungen verschweigt, riskiert im Leistungsfall den Verlust des Versicherungsschutzes.
Kann ich die Versicherung wechseln?
Ein Wechsel ist möglich, sollte aber gut überlegt sein. Denn bei einem Neuabschluss beginnen Verwaltungskosten und Risikoaufschläge von vorn. Bestehende Verträge mit hohen Garantiezinsen (z. B. Altverträge) sollten nur in Ausnahmefällen gekündigt werden.
Fazit: Wann ist eine Lebensversicherung sinnvoll?
Eine Lebensversicherung ist dann sinnvoll, wenn sie einem konkreten finanziellen Ziel dient: der Absicherung der Familie im Todesfall, der Altersvorsorge oder dem Schutz langfristiger finanzieller Verpflichtungen wie Kredite. Welche Art von Lebensversicherung die passende ist, hängt stark von der individuellen Lebenssituation, den persönlichen Zielen und der finanziellen Leistungsfähigkeit ab.
Die Risikolebensversicherung überzeugt durch niedrige Kosten und hohen Schutz – ideal für junge Familien oder Kreditnehmer. Kapitalbildende und fondsgebundene Varianten sind dann interessant, wenn gleichzeitig Vermögen aufgebaut werden soll. Wichtig ist jedoch, dass sich Verbraucher umfassend informieren, Angebote vergleichen und nicht vorschnell langfristige Verträge abschließen.
Wer sich mit dem Thema Lebensversicherung frühzeitig und sorgfältig beschäftigt, kann von Sicherheit, steuerlichen Vorteilen und planbarer Zukunftsvorsorge profitieren – für sich selbst und für seine Angehörigen.