Warum eine Risikolebensversicherung so wichtig ist
Der plötzliche Tod eines Menschen ist ein emotionaler Einschnitt – doch neben der Trauer stellt sich für viele Angehörige auch die Frage: Wie geht es finanziell weiter? Wer zahlt das Haus ab? Wie werden die Kinder versorgt? Reicht ein Gehalt aus, um die monatlichen Fixkosten zu stemmen?
Genau hier setzt die Risikolebensversicherung an. Sie gehört zu den wichtigsten Instrumenten der privaten Vorsorge – insbesondere für Familien, Immobilienkäufer und Menschen mit finanzieller Verantwortung für Dritte. Sie zahlt im Todesfall der versicherten Person eine vertraglich vereinbarte Summe aus – meist an Ehepartner oder Kinder. Diese Leistung dient der Existenzsicherung der Hinterbliebenen und ermöglicht es ihnen, auch ohne den Verstorbenen wirtschaftlich unabhängig zu bleiben.
Im Gegensatz zur Kapitallebensversicherung ist die Risikolebensversicherung kein Sparprodukt, sondern eine reine Absicherung des Todesfallrisikos. Sie ist dadurch äußerst günstig – und unverzichtbar für alle, die Verantwortung tragen.
Was ist eine Risikolebensversicherung?
Die Risikolebensversicherung (RLV) ist ein Versicherungsvertrag, bei dem sich eine Person gegen das Risiko des eigenen Todes absichert – zugunsten eines oder mehrerer Begünstigter. Stirbt die versicherte Person während der vereinbarten Laufzeit, wird die Versicherungssumme an die Bezugsberechtigten ausgezahlt. Überlebt die versicherte Person die Laufzeit, verfällt der Vertrag – es erfolgt keine Auszahlung.
Kernelemente einer Risikolebensversicherung:
- Versicherungssumme: frei wählbar, meist 50.000 € bis 1.000.000 €
- Laufzeit: z. B. 10, 20 oder 30 Jahre
- Beitrag: abhängig von Alter, Gesundheitszustand, Höhe der Versicherungssumme und weiteren Faktoren
- Leistung: einmalige Auszahlung bei Tod während der Laufzeit
- Keine Kapitalbildung: es handelt sich um eine reine Risikoversicherung
Für wen ist die Risikolebensversicherung besonders sinnvoll?
Die Risikolebensversicherung richtet sich an alle Menschen, die im Todesfall andere finanziell absichern möchten. Besonders relevant ist sie für:
Familien mit Kindern
Wenn ein Elternteil stirbt, bricht oft das Haupteinkommen weg. Die Versicherungssumme kann:
- den Lebensstandard der Familie sichern
- Kinderbetreuung und Ausbildung finanzieren
- finanzielle Stabilität schaffen
Ehe- oder Lebenspartner mit gemeinsamer Verantwortung
Auch ohne Kinder kann eine Risikolebensversicherung sinnvoll sein, etwa wenn:
- nur ein Partner berufstätig ist
- gemeinsame Schulden (z. B. Kredit) bestehen
- einer den anderen absichern möchte
Immobilienbesitzer mit Hypothek
Ein Hauskredit läuft oft über Jahrzehnte. Die RLV sorgt dafür, dass im Todesfall die Restschuld beglichen werden kann – ohne dass Angehörige die Immobilie verkaufen müssen.
Selbstständige und Unternehmer
Besonders wenn Geschäftspartner oder Mitarbeiter auf die Arbeitskraft des Versicherten angewiesen sind, ist eine Absicherung über eine RLV oft betriebswirtschaftlich notwendig – z. B. über sogenannte Keyman-Policen.
Alleinverdiener oder Menschen mit Unterhaltspflichten
Ob Trennung, Unterhaltsverpflichtung oder Altersvorsorge für Angehörige – wer für andere finanziell verantwortlich ist, trägt auch im Todesfall die Pflicht zur Absicherung.
Arten der Risikolebensversicherung
Risikolebensversicherungen gibt es in mehreren Varianten – je nach Zielsetzung und Absicherungsbedarf. Die Unterschiede betreffen vor allem die Entwicklung der Versicherungssumme im Lauf der Zeit sowie die versicherte(n) Person(en).
1. Klassische Risikolebensversicherung (konstante Versicherungssumme)
Bei diesem Modell bleibt die Versicherungssumme über die gesamte Laufzeit konstant. Das heißt: Wenn du 300.000 € absicherst, wird diese Summe auch bei einem Todesfall im letzten Vertragsjahr vollständig ausgezahlt.
Vorteile:
- optimale Absicherung für langfristige Verpflichtungen
- besonders sinnvoll bei familiärer Vorsorge
- Planungssicherheit für Hinterbliebene
2. Fallende Risikolebensversicherung
Hier sinkt die Versicherungssumme Jahr für Jahr – z. B. in dem Maße, wie ein Immobilienkredit getilgt wird. Sie ist eine besonders beliebte Form zur Kreditabsicherung.
Vorteile:
- günstigere Beiträge als bei konstanter Summe
- sinnvoll bei abnehmender Schuldenlast
- gut für Hypotheken und Ratenkredite
3. Verbundene Leben
Bei dieser Vertragsart werden zwei Personen gemeinsam versichert – etwa Ehepartner oder Geschäftspartner. Die Versicherung zahlt, wenn eine der beiden Personen verstirbt. Danach endet der Vertrag.
Vorteile:
- günstiger als zwei Einzelverträge
- ideal für Partner mit gemeinsamer Verantwortung
- steuerlich oft vorteilhaft bei Erbregelungen
Gesundheitsprüfung – was bedeutet das?
Bei Vertragsabschluss wird der Gesundheitszustand der versicherten Person genau geprüft. Ziel ist es, das individuelle Sterberisiko realistisch einzuschätzen. Dabei gilt: Je gesünder und jünger du bist, desto günstiger wird der Beitrag.
Typische Angaben bei der Gesundheitsprüfung:
- Körpergröße und Gewicht (BMI)
- Raucherstatus
- bestehende Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen)
- Operationen, Krankenhausaufenthalte
- Risikosportarten oder gefährliche Berufe
Wichtig: Falschangaben können im Leistungsfall zur Leistungsverweigerung führen. Eine ehrliche, vollständige Angabe ist daher unerlässlich.
Was tun bei Vorerkrankungen?
Je nach Art und Schwere der Vorerkrankung gibt es verschiedene Reaktionen der Versicherer:
- Risikozuschlag: Du zahlst mehr Beitrag
- Ausschluss bestimmter Risiken: z. B. kein Schutz bei bestimmten Diagnosen
- Ablehnung des Antrags: bei hohem Risiko
In solchen Fällen lohnt sich der Vergleich mehrerer Anbieter, da Annahmekriterien unterschiedlich ausfallen können.
Wie berechnet sich der Beitrag?
Die monatlichen Kosten für eine Risikolebensversicherung hängen von vielen Faktoren ab:
Einflussfaktor | Wirkung auf Beitrag |
---|---|
Alter bei Vertragsabschluss | Je jünger, desto günstiger |
Versicherungssumme | Höhere Summe = höherer Beitrag |
Laufzeit | Längere Laufzeit = höheres Risiko |
Gesundheitszustand | Krankheiten erhöhen Beitrag |
Raucherstatus | Raucher zahlen oft das Doppelte |
Beruf & Hobbys | Risikoaffine Tätigkeiten kosten mehr |
Beispielrechnung:
- 30-jährige Nichtraucherin
- Versicherungssumme: 300.000 €
- Laufzeit: 20 Jahre
- keine Vorerkrankungen
→ Beitrag: ca. 8–12 € pro Monat
Tipp: Viele Versicherer bieten Online-Tarifrechner an – hier kannst du anonym Beiträge vergleichen und unverbindliche Angebote einholen.
Vertragsgestaltung: Was du vor dem Abschluss beachten solltest
Eine Risikolebensversicherung sollte immer individuell geplant und auf deine persönliche Lebenssituation zugeschnitten sein. Dabei spielen nicht nur die Versicherungssumme und die Laufzeit eine Rolle, sondern auch steuerliche und vertragliche Details.
Die richtige Versicherungssumme wählen
Die Faustregel lautet: Die Versicherungssumme sollte das Drei- bis Fünffache des Bruttojahreseinkommens betragen – oder so hoch sein, dass alle bestehenden Verbindlichkeiten (z. B. Immobilienkredite) sowie laufende Kosten für die Familie gedeckt sind.
Orientierungswerte:
- Alleinverdiener mit zwei Kindern: 400.000–500.000 €
- Immobilienkäufer mit 300.000 € Darlehen: mind. 300.000–400.000 €
- Geschäftspartner mit Haftungsrisiko: je nach Unternehmenswert
Laufzeit richtig wählen
Die Laufzeit sollte so gewählt werden, dass sie die finanziellen Verpflichtungen vollständig abdeckt:
- Bis zum Ende des Kredits
- Bis das jüngste Kind volljährig oder finanziell unabhängig ist
- Bis zum Renteneintritt des Partners
Tipp: Eine zu kurze Laufzeit spart Beiträge – ist aber im Ernstfall unzureichend. Lieber konservativ planen.
Bezugsrecht im Todesfall – wer bekommt das Geld?
In der Versicherungspolice legst du fest, wer im Todesfall die Auszahlung erhält – das sogenannte Bezugsrecht.
Varianten:
- Namentlich benannt (z. B. „Max Mustermann“)
– Vorteil: Rechtlich eindeutig und nicht an Erbenbindung gekoppelt - „Ehegatte“ oder „Kinder“
– Achtung: Ehepartner muss rechtlich bestehen; Änderungen durch Scheidung werden sonst nicht berücksichtigt - „Erben“
– Auszahlung fließt in den Nachlass – kann zu Erbstreitigkeiten oder Pflichtteilsansprüchen führen
Tipp: Bezugsrecht immer schriftlich fixieren und bei Änderungen im Leben (z. B. Scheidung, Geburt, Tod) aktualisieren!
Steuerliche Behandlung der Risikolebensversicherung
Grundsätzlich ist die Auszahlung aus einer Risikolebensversicherung steuerfrei, wenn:
- der Versicherungsnehmer ≠ versicherte Person ≠ Bezugsberechtigter ist
- es sich um eine echte Todesfallversicherung handelt
- die Beiträge aus dem Nettoeinkommen gezahlt wurden
Sonderfall: Erbschaftsteuer
Wenn die versicherte Person selbst Versicherungsnehmer war und der Bezugsberechtigte eine andere Person (z. B. der Ehepartner), zählt die Auszahlung zur Erbmasse. Je nach Höhe und Freibeträgen kann Erbschaftsteuer anfallen.
Freibeträge 2025:
- Ehegatten: 500.000 €
- Kinder: 400.000 €
- Enkel: 200.000 €
- Lebenspartner (unverheiratet): nur 20.000 €
Gestaltungstipp: Willst du Erbschaftsteuer vermeiden, kann es sinnvoll sein, den Bezugsberechtigten zugleich als Versicherungsnehmer zu benennen.
Häufige Irrtümer – und wie du sie vermeidest
❌ „Ich bin jung und gesund – ich brauche das nicht.“
→ Gerade junge, gesunde Menschen bekommen besonders günstige Beiträge – und haben meist Familiengründung oder Immobilienkauf vor sich.
❌ „Ich bin schon gesetzlich abgesichert.“
→ Die gesetzliche Hinterbliebenenrente reicht in der Regel nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten – besonders bei jungen Familien.
❌ „Die Auszahlung ist immer steuerfrei.“
→ Nicht automatisch! Die steuerliche Gestaltung hängt von den Vertragsrollen (VN, VP, Bezugsberechtigter) ab.
❌ „Ich kann später immer noch abschließen.“
→ Mit steigendem Alter und möglichen Krankheiten steigen die Beiträge – oder du wirst gar nicht mehr versichert.
Sonderfälle bei der Risikolebensversicherung
Ehepaare und Lebenspartner
Verheiratete Paare sichern sich oft gegenseitig ab – doch auch unverheiratete Paare sollten das Thema nicht aufschieben. Besonders wichtig ist hier die korrekte Bezugsregelung, um rechtliche Unsicherheiten zu vermeiden.
Empfehlung:
Jeder Partner schließt eine Versicherung auf das Leben des anderen ab und setzt sich selbst als Bezugsberechtigten und Versicherungsnehmer ein. So kann Erbschaftsteuer vermieden werden.
Trennung oder Scheidung
Eine Scheidung ändert nichts automatisch an einem bestehenden Bezugsrecht. Wenn der oder die Ex-Partner:in weiterhin im Vertrag steht, erhält er oder sie auch nach der Scheidung die Versicherungssumme.
Tipp:
→ Bezugsrecht immer prüfen und anpassen, wenn sich die Lebensumstände ändern.
Absicherung von Geschäftspartnern (Keyman-Versicherung)
Für Unternehmen ist die Risikolebensversicherung ein wichtiges Instrument zur finanziellen Absicherung, wenn ein entscheidender Mitarbeiter oder Partner stirbt. Die Versicherungssumme dient dann dazu, z. B.:
- laufende Betriebskosten zu decken
- die Nachfolge zu regeln
- Investoren zu beruhigen
- Kreditsicherheiten abzulösen
Vertragspartner ist in diesem Fall in der Regel das Unternehmen.
Beispiel: Beitragsberechnung im Überblick
Fallbeispiel: Familie mit Hauskredit
- 35-jähriger Nichtraucher
- Laufzeit: 25 Jahre
- Versicherungssumme: 300.000 €
- keine Vorerkrankungen
Monatsbeitrag: ca. 10–14 €
→ Im Ernstfall ist die Immobilie abgesichert, der Partner muss keine Schulden übernehmen, die Kinder können ohne finanzielle Sorgen aufwachsen.
Häufige Fragen (FAQ)
Was passiert, wenn ich den Vertrag kündige?
→ Es erfolgt keine Rückzahlung, da keine Kapitalbildung stattfindet. Eine Kündigung beendet lediglich den Versicherungsschutz.
Kann ich mehrere Personen absichern?
→ Ja, mit Einzelverträgen oder einer verbundenen Risikolebensversicherung für zwei Personen.
Muss ich meine Familie über die Police informieren?
→ Es ist ratsam, aber nicht verpflichtend. Du solltest sicherstellen, dass die Hinterbliebenen vom Vertrag wissen und Zugang zu den Unterlagen haben.
Was passiert, wenn ich beruflich risikoreich unterwegs bin (z. B. Pilot, Bergführer)?
→ Viele Versicherer prüfen Beruf und Hobbys individuell. Es kann zu Risikozuschlägen kommen – in Einzelfällen zur Ablehnung.
Kann ich die Versicherung später aufstocken?
→ Einige Tarife bieten Nachversicherungsgarantien – z. B. bei Heirat, Geburt, Immobilienkauf. Prüfe die Bedingungen im Vertrag.
Checkliste: So findest du die richtige Risikolebensversicherung
✅ Versicherungssumme realistisch kalkulieren
✅ Laufzeit so wählen, dass finanzielle Verantwortung abgedeckt ist
✅ Gesundheitsfragen ehrlich beantworten
✅ Bezugsberechtigten eindeutig festlegen
✅ Auf Nachversicherungsgarantie und Beitragsstabilität achten
✅ Mehrere Anbieter vergleichen (Preis & Leistungen)
✅ Regelmäßig überprüfen – Lebensumstände ändern sich
Fazit: Die Risikolebensversicherung als elementare Vorsorge
Eine Risikolebensversicherung ist ein unverzichtbarer Baustein für alle, die Verantwortung tragen – sei es als Elternteil, Partner:in, Kreditnehmer:in oder Unternehmer:in. Sie bietet einen großen Schutz für kleines Geld und bewahrt Angehörige im schlimmsten Fall vor dem finanziellen Ruin.
Ob du eine Familie absichern, einen Kredit schützen oder einen Geschäftspartner absichern willst – mit der passenden Risikolebensversicherung schaffst du Sicherheit für den Fall, den sich niemand wünscht, aber jeder absichern kann.
Unser Tipp:
Je früher du dich darum kümmerst, desto günstiger sind die Beiträge – und desto länger besteht die Sicherheit. Ein verantwortungsvoller Entschluss, der nicht viel kostet, aber alles verändern kann.