Im Geschäftsleben braucht es oft Vertrauen – und Sicherheit. Ob Bauauftrag, Mietvertrag oder Zollabwicklung: Vertragspartner verlangen zunehmend Sicherheiten in Form von Bürgschaften. An diesem Punkt kommen die Avalkredite ins Spiel. Sie ermöglichen Unternehmen, eine Bank als Bürgen einzusetzen, ohne eigene Liquidität zu binden.
Doch was genau sind Avalkredite? Wie funktionieren sie, welche Varianten gibt es und worauf ist bei der Beantragung zu achten?
In diesem Beitrag erfährst du alles über Avalkredite – von Definition und Funktionsweise bis zu Anwendungsbereichen, Vorteilen und rechtlichen Hintergründen.
Was sind Avalkredite?
Ein Avalkredit ist eine Bürgschafts- oder Garantieverpflichtung einer Bank, bei der sie für die Verbindlichkeiten ihres Kunden gegenüber einem Dritten haftet, ohne dass sofort ein Geldfluss entsteht.
📘 Definition: → Kreditähnliches Sicherungsgeschäft, bei dem die Bank als Bürge oder Garant für die Erfüllung einer Verpflichtung ihres Kunden gegenüber einem Gläubiger einsteht
✔ Hauptmerkmale:
- Keine Barauszahlung – nur eventuelle Zahlung im Schadensfall
- Kreditähnliche Haftung gegenüber dem Begünstigten
- Rückgriff auf den Kunden im Inanspruchnahmefall
- Separate Avalkreditlinie neben Kontokorrent oder Darlehen
💡 Tipp: Avalkredite sind besonders attraktiv, wenn Liquidität geschont, aber Sicherheit gestellt werden soll.
Arten von Avalkrediten
✅ Vertragserfüllungsaval
→ Garantiert die vertragsgemäße Leistungserbringung, z. B. bei Bauprojekten
✅ Anzahlungsaval
→ Sichert die Rückzahlung von Anzahlungen ab, falls der Auftragnehmer nicht liefert
✅ Gewährleistungsaval
→ Garantie für Mängelansprüche nach Abnahme, ersetzt Sicherheitsabzüge
✅ Bietungsaval
→ Sichert die Ernsthaftigkeit eines Angebots bei öffentlichen Ausschreibungen
✅ Zoll- oder Steueraval
→ Ersatz für Barhinterlegung bei Behörden (Zoll, Energiesteuer etc.)
📘 Praxisbeispiel: → Ein Bauunternehmen hinterlegt statt 5 % Einbehalt ein Aval von der Bank – Liquidität bleibt verfügbar
💡 Tipp: Avalarten sind oft branchen- oder projektbezogen – individuell wählbar und kombinierbar.
Vorteile von Avalkrediten
✔ Schonung der Liquidität – keine Kapitalbindung
✔ Professionelle Bonitätsdarstellung gegenüber Geschäftspartnern
✔ Flexibilität bei Auftragserfüllung und Projektfinanzierung
✔ Schnelle Ausstellung durch bankeninterne Prozesse
✔ Vermeidung von Barhinterlegungen oder Kautionszahlungen
📘 Unternehmen: → Gerade bei langfristigen Projekten ist der Verzicht auf Einbehalte ein echter Wettbewerbsvorteil
💡 Tipp: Avalrahmenvertrag mit Bank spart Zeit und bietet hohe Flexibilität bei wiederkehrenden Sicherheitenanforderungen.
Nachteile und Risiken
❌ Bonitätsprüfung erforderlich – meist für Kreditrahmen relevant
❌ Provisionen und Gebühren – laufende Kosten für Avalbereitstellung
❌ Belastung der Kreditlinie – kann Spielraum für andere Finanzierungen einschränken
❌ Rückgriff bei Inanspruchnahme – Bank fordert Zahlung vom Kunden
❌ Strenge Formalien – bei Ausstellung und Textform
📘 Hinweis: → Die Bank stellt die Sicherheit nur bei ausreichender Bonität oder gegen Sicherheiten aus
💡 Tipp: Avalkosten gehören zur Finanzierungskostenkalkulation jedes Projekts – rechtzeitig einplanen!
Kosten eines Avalkredits
✔ Avalprovision – meist 0,5–2,0 % p. a. auf den Bürgschaftsbetrag
✔ Einmalige Bearbeitungsgebühr bei Einrichtung
✔ Kosten abhängig von Risiko, Bonität, Laufzeit und Sicherheiten
📘 Beispiel: → Für ein 100.000 €-Aval mit 1 % Provision zahlt das Unternehmen 1.000 € pro Jahr
💡 Tipp: Mehrere Avale lassen sich oft in einem Rahmenvertrag bündeln – das senkt Kosten.
Beantragung eines Avalkredits
✔ Bonitätsprüfung – Jahresabschlüsse, Businessplan, Sicherheiten
✔ Kreditantrag und Verwendungszweck
✔ Vertrag über Avalrahmen oder Einzelaval
✔ Ausstellung der Bürgschaftsurkunde durch die Bank
✔ Übergabe an Begünstigten (z. B. Auftraggeber)
📘 Partner: → Hausbanken, Spezialbanken (Bürgschaftsbanken), Kreditversicherer
💡 Tipp: Gut vorbereitete Unterlagen und frühzeitige Anfrage beschleunigen die Bearbeitung deutlich.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist ein Avalkredit?
→ Eine Bürgschaft oder Garantie der Bank, mit der sie für Verpflichtungen ihres Kunden gegenüber einem Dritten einsteht.
Welche Vorteile bietet ein Avalkredit?
→ Liquidität bleibt erhalten, professionelle Sicherheit für Geschäftspartner, keine Barhinterlegung nötig.
Welche Arten von Avalen gibt es?
→ Vertragserfüllung, Gewährleistung, Anzahlung, Bietung, Zoll, Steuer – je nach Anwendungsfall.
Was kostet ein Avalkredit?
→ In der Regel 0,5–2,0 % des Betrags p. a. als Provision, je nach Risiko und Laufzeit.
Was passiert bei Inanspruchnahme des Avals?
→ Die Bank zahlt an den Begünstigten – und holt sich den Betrag vom Avalnehmer zurück.
Fazit
Avalkredite sind intelligente Finanzinstrumente, die Sicherheit und Flexibilität verbinden. Sie ermöglichen Unternehmen, Projekte abzusichern und Vertrauen zu schaffen – ohne eigene Mittel zu blockieren.
Gerade in Branchen mit hohen Sicherheitsanforderungen und großen Projektvolumen sind Avale unverzichtbar – wenn sie klug genutzt und professionell gemanagt werden.